Es ist ein unglaublicher Tag. Ende April und die Temperatur klettert über 25 Grad. Sonne mit ein paar Schleierwolken. Ich bin nicht mehr zu halten. Zusammen mit meinem Jüngsten packen wir unsere Stand up Paddle und fahren zum Zugersee. Der Zugang ist ideal, direkt vom Parkplatz ins Wasser.
Das Wasser ist noch sehr kalt aber das macht uns nichts aus. Wir sind vorbereitet. Mütze, Sonnenbrille, Handschuhe, Wasserschuhe und selbstverständlich die Schwimmwesten. Wir sind beide gute Schwimmer, auf den SUPs sehr sicher und ich gehe nicht davon aus, dass einer von uns unfreiwillig ins Wasser fällt. Aber man weiss ja nie.
Das Ufer ist voll von Sonnenhungrigen und auf dem Wasser tummeln sich Segelboote mit sehr gemächlichem Tempo, da es sehr wenig Wind hat. Wir paddeln dem Ufer entlang und bewundern die erwachte Natur. Es ist herrlich, beruhigend und sehr entspannend. In der Altstadt machen wir einen Halt beim Kiosk und mein Jüngster kauft sich eine Kugel Glace, die er genussvoll schleckt. Das Wasser ist gelblich und an bestimmten Orten sogar ganz gelb, weil sich die Pollen angesammelt haben. Wir beobachten die gegenüberliegenden Hügel und sehen leichte Nebel aus aufgewirbeltem Pollenstaub. Ein einmaliges, seltenes Naturschauspiel.
Er ist fertig mit seiner Glace, wir steigen auf unsere SUPs. Wir wollen weiter dem Ufer entlang und dann quer über den See zum Parkplatz. Der Wind nimmt zu und es wird immer schwieriger gegen ihn anzukämpfen. Die Wellen werden höher und ihre Spitzen werden weiss. Und plötzlich haut mich eine unerwartete Welle um und ich falle rückwärts, aber Gott sei Dank nicht ins Wasser sondern nur auf mein Brett. Es wird immer offensichtlicher, dass wir unseren Plan ändern müssen und in Windrichtung ans Ufer andocken und warten müssen, bis es vorbei ist. Mein Jüngster steht sehr sicher auf seinem Brett und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Wind treibt uns und ich muss jetzt knien, um nicht umzufallen. Das alles bei strahlender Sonne ohne eine Wolke. Der Föhn weht und fegt über den See. Wir schaffen es mit grosser Mühe anzulegen und unsere Bretter aus dem Wasser zu ziehen. Wir beobachten wie andere Boote zu kämpfen haben und versuchen in den Hafen zu fahren. Ein Segelboot geriet in Not und musste abgeschleppt werden.
Nicht zu denken, was wir gemacht hätten, wenn wir wie geplant in die Mitte des Sees gepaddelt wären. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben und froh darüber, dass ich immer verlange, dass wir gut ausgerüstet sind. Das Wasser und das Wetter können unberechenbar werden. Die Segelboote sind im Hafen eingetragen, dafür gibt es plötzlich unzählige Kites, die ich so noch nie in Zug gesehen habe.
Der Wind scheint hier öfters brisant zu sein. Des einen Leid, des andere Freud.
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