Was die Corona-Zeit Chris angetan hatte

Chris konnte nicht mehr schlafen. Er hatte Schwierigkeiten am Abend einzuschlafen. Eigentlich war er ganz müde, aber da er keine innere Ruhe finden konnte, ist der Schlaf ausgeblieben. Chris ist nie vor Mitternacht ins Bett gegangen aber in der letzten Zeit wälzte er sich auch noch kurz vor 3 Uhr morgens in der Verzweiflung nicht einschlafen zu können. Dann versuchte er es mit Alkohol. Wenn er am Abend getrunken hatte, war er um 11 Uhr so müde, dass er ohne weiteres einschlafen konnte.

Leider hat sein Schlaf aber nicht lange angedauert. Kurz nach 3 Uhr war er wieder wach und konnte nicht mehr einschlafen. Seine Erholungsphasen in der Nacht wurden immer kürzer und seine Verzweiflung immer grösser.

Zu der Übermüdung oder aus der Übermüdung kamen dann noch Kopfschmerzen oder Magenschmerzen dazu. Chris wusste sich nicht weiter zu helfen als sich in der Apotheke Medikamente zu besorgen um die Schmerzen los zu werden. Schlussendlich musste er in seinem Homeoffice funktionieren. Das ist aber leichter gesagt als getan. Die Fristen waren wie schon vor der Corona Krise gleich aber irgendwie kamen sie ihm jetzt kürzer vor. Obwohl der Arbeitsweg weggefallen ist und er eigentlich zu Hause mehr Stunde arbeitete, wurde er mit der Arbeit so gut wie nie rechtzeitig fertig. Und wenn er seine Arbeit endlich abliefern wollte, stellte er bei der letzten Kontrolle fest, dass die Resultate nicht ganz stimmen oder entdeckte noch Fehler.

Sein Unwohlsein stieg von Tag zu Tag. Er ernährte sich von Sandwiches aus der Bäckerei, welche sich in gleichem Haus befand, und von Alkohol, der ihm am Abend ein bisschen Entspannung brachte. Tagsüber trank er nie. Aber eigentlich hatte er auch gar keinen Hunger und dann gab es Tage wo er ausser Alkohol nichts anderes zu sich nahm. Er spürte auch keinen Hunger mehr. In den ersten 3 Wochen des Lockdowns verlor er 3 Kilo.

Chris wusste selber nicht, warum er sich eigentlich so schlecht fühlt. Sein Job war sicher, sein Lohn kam rechtzeitig in voller Höhe am Ende des Monats auf sein Konto, sein Homeoffice bot einen wunderbaren Ausblick auf die Berge. Im Grunde genommen fehlte ihm auf nichts. Ja doch… das Treffen mit Kollegen am Freitagabend, die Fussballspiele im Stadion wie auch im Fernseher, die Besuche der “Freundin” die jetzt ausserhalb des Landes in Quarantäne steckte.

Nach 8 Wochen, in denen er nur ein Schatten von sich selber war und seine Augen mit grossen schwarzen Augenringen umrannt waren, dachte er, dass seine einzige Chance zu überleben ist zu kündigen. Weg von dem Stress, weg von dem Druck. Irgendwo in einer Waldhütte einfach sein zu können, ohne Pflichten und ohne Termine. Nur können und nichts müssen. Das Geld und die Zukunft waren ihm egal.

Es kam aber gar nie so weit, Chris ist zusammengebrochen und wurde von seiner Putzfrau gefunden, die sofort einen Krankenwagen gerufen hatte. Danach verbrachte Chris mehrere Wochen in einem Sanatorium in den Bergen. Die Krankenkasse hat alles bezahlt.

Der Chef von Chris ist ein Jahr von der Pensionierung entfernt. Er glaubte an Chris und sagte ihm, dass sein Arbeitsplatz auf ihn warten wird. So ist es eigentlich ein gutes Ende. Ob das Chris schaffen wird, muss sich aber noch erweisen.

Image source: http://unsplash.com

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