Strassenmusikanten

Ich liebe Künstler, die auf der Strasse auftreten. Egal ob klassische Musik, Gesang, Pop, gemalte Bilder, Akrobaten, Komiker, Schauspieler, lebende Statuen. Ich kann allem zuschauen und mich für gute Darbietung begeistern.

Ich bewundere die wirklich guten Artisten und habe Mitleid mit den Mittelmässigen. Ich schaue gerne zu und lasse mich unterhalten und tragen. Ich zeige mich dann spendabel, weil eine gute Leistung soll belohnt werden und wenn es jemand schafft, mich zum Lachen zu bringen, dann will ich die Anerkennung von meiner Seite her auch zeigen.

Es gibt Höhepunkte, wie im Juni am Pfingstwochenende in Ascona mit den Artisti di strada, die die Piazza in unzählige freie Bühnen verwandelten. Man kann lachen, staunen und mitmachen (sehr oft unfreiwillig) von morgens bis spät in der Nacht. Die Künstler kommen aus der ganzen Welt und bieten auch Weltklasse-Darbietungen. In London im Covent Garden gibt es ebenfalls immer etwas zu staunen mit einer breiten Palette von Opernmusik bis zu volksnaher Comedy. Auch am Prager Altstadtplatz wird betreffend Unterhaltung einiges geboten.

Die deutschsprachige Schweiz geizt mit solchen Angeboten. Vielleicht liegt es an den strengen Gesetzen, die für ziemlich alles eine behördliche Bewilligung verlangen. Ab und zu gibt es am Seeufer in Zürich Musikanten, denen man zuhören kann und in Bern nicht weit vom Bahnhof Richtung Bundeshaus gibt es auch ab und zu Musiker. Einer meiner Kunden hat in Bern seine Büros. Ich habe sie besucht und führte das Gespräch mit dem CFO. Unter dem Fenster ein nicht schlecht vorgetragenes Violinstück im Bereich der klassischen Musik. Ich fand es toll und äusserte mich sehr positiv über die künstlerische Darbietung.

Da schaute mich der CFO mit missbilligendem Blick an und sagte . “Michaela, stell dir vor, dieser Typ da unten hat ein Repertoire von genau 15 Minuten. Das spielt er dann bis zu 4 Stunden lang immer wieder. Spätestens nach 2 Stunden, wenn du das gleiche Stück 9x gehört hast, hast du Lust ihm etwas an den Kopf zu schlagen. Tust es aber nicht, weil das hätte strafrechtliche Folgen. Dazu kommt, das er da heute noch ziemlich gut spielt, aber ab und zu kommen auch solche, die spielen falsch und Ihr Repertoire umfasst nur 3 Stücke. Die sind spätestens nach 5 Minuten mit allem, was sie können durch und dann spielen sie es immer wieder. Danach habe ich am Abend Kopfweh.”

Ich schaute ihn verwundert an. So habe ich es mir noch nie überlegt. Ja klar, die Freiheit des einen endet dort, wo die Freiheit des anderen beschränkt wird. Und unfreiwillig belästigt zu werden, wenn man sich konzentrieren muss und selber Leistung erbringen soll, ist nicht lustig.

Ich schaue die Künstler auf der Strasse immer noch gerne an. Bin jedoch kritischer geworden. Und für alle, die Lust haben zu lachen, empfehle ich Ascona. Das ist ein sicherer Wert.

Bildquelle: Dieter Poschmann / pixelio.de

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