Es ist Ende September. Der Himmel ist grau und bewölkt und es windet kräftig. Ich muss ehrlich sein und sagen, an diesem Sonntagmorgen habe ich gar keine Lust in das Seewasser zu steigen, um den Rausch des Wasserskifahrens zu erleben. Am liebsten wäre mir, wenn es wegen zu viel Wind abgesagt werden würde. Selber absagen traue ich mich nicht, da ich die Stunde bezahlen müsste und noch dazu wie ein Versager und Weichei da gestanden hätte.
Schweren Herzens mache ich mich mit meinem Jüngsten auf den Weg nach Wollishofen. Die Instruktorin, eingepackt in eine warme Jacke, sprüht vor Energie. Meine Lust senkt sich noch weiter unter null. Ich ziehe mich um – Badekleid und ein kurzer Neoprenanzug. Die Lust ist immer noch nicht da. Ich beschimpfe mich lautlos selber, was mich geritten hat, mich auf diese Stunde so spät im Jahr einzulassen.
Da sind wir schon am See und sie fragt, ob es ok ist, wenn ich als Erste gehe. Ich ziehe mir die Wasserskier an und plumpse ins Wasser. Das Wasser ist gar nicht so kalt aber kalt genug, um mich sofort voll zu wecken und meine Aufmerksamkeit auf 120 zu bringen. Dann kommt die obligate Frage ob ich parat bin und ich sage «Ja» und los geht’s. Schon der erste Start ist ein Erfolg und ich flitze über den rauen See und die Wellen. Das muffelige Gefühl ist weg und ich lache, so toll fühlt sich es an. Der Körper schüttet alle möglichen Hormone wie Adrenalin, Oxytocin und wie sie alle heissen, aus. Ich bin beflügelt, fliege über die Wellen, spiele mit ihnen und fühle nichts ausser Glück. So ganz stimmt es nicht, weil irgendeinmal haben sich die Schmerzen in den Händen gemeldet und sie stiegen mit jeder Sekunde bis zu «GEHT NICHT MEHR meine Liebe». Das war nach knapp 20 Minuten Fahrt. Ich biss zwar die Zähne zusammen, aber die Schmerz liess sich nicht austricksen.
Mit Unwillen liess ich den Hebel los und sank ins Wasser. Es war toll. Und wie!! Bei einem Herbst-Spleen empfehle ich ab sofort unbedingt eine Lektion Wasserski. Es ist unschlagbar.
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