Island, Shetland, Schottland

Ich habe mir Zeit genommen in den Norden zu reisen. Das ist nichts für diejenigen, die zuverlässigen Wetter, warme Temperaturen und Strandferien suchen.

Der Norden ist rau und wenn ich ihnen etwas garantieren kann, dann, dass es sicher mindestens einmal aber eher mehrmals regnen wird. Das es kalt und windig sein wird, aber gleichzeitig auch, dass sie nicht aus dem Staunen kommen.

Shetland ist wunderschön und wenn es sonnig ist, dann sind seine Strände nicht zu schlagen. Als ich in Lerwick ankam, kam die Sonne hervor und die Einheimischen behaupteten, dass ich den Sommer mitbringe. Es war die zweite Julihälfte und bis anhin hatten sie einfach Regen ohne Ende. Das Meer war knapp 14 Grad warm, aber da der Sommer kam, sah ich die Kinder im Meer baden. Alle Leute denen ich da begegnete waren ausgesprochen nett, offen und froh, dass Touristen wie ich kommen und sich für sie, ihr Leben und ihre Geschichte interessieren. Sie erzählen mit Stolz und Begeisterung über ihre Inseln, das Leben und die Bräuche. Obwohl ich leider nur kurz Zeit hatte, war es einfach, diesen Fleck der Erde ins Herz zu schliessen und die Leute einfach gern zu haben. Neben Lerwick und seine Sehenswürdigkeit, die Broch von Clickimin – eine vor 3000 Jahren erbaute Festung an Ufer der See, der pittoreske Stadtstrand, das Stadthaus und der Stadtpark wollte ich unbedingt die St. Ninian Insel besuchen. St. Ninian ist nicht wirklich eine Insel sondern in Sommer mit dem Land durch einen Ablagerung gebildeten Dünenstreifen verbunden. Die Insel wurde bis 1700 bewohnt und ist nur bei Ebbe erreichbar. Heute sind die Bewohner hauptsächlich Schafe, Hasen und unzählige Vögel. Beim spazieren auf der Insel beim sonnigen aber windigen Wetter habe ich mir überlegt ob die Hasen (die unzählige Löcher im Boden buddeln und eine ziemlich grosse Population zeugen) überhaupt natürliche Feinde haben und was passiert, wenn es zur Überpopulation kommt. Im selben Moment sah ich ein Raubvogel mit atemberaubender Geschwindigkeit Richtung Boden stürzen um das Leben eines solchen Hasen zu beenden. Eine Idylle die täuschte. Nur ungern verliess ich diese wunderbare, einmalige Gegend. Den Kindern im Meer zuschauend watete ich im kalten Meer zurück zum Hauptland. Auf der Rückreise sah ich Felsnadeln, wilde Küsten und an den Stränden sich sonnende Robben.

Island ist ein erstaunliches Land, wo der Naturschutz das oberste Gebot ist. Ich habe sonst nirgendwo ein so konsequenter Schutz und Erhaltung der Natur erlebt. Einer Student erzählte mir, wie er mit dem ausgeliehenen Auto durch die Gegend gefahren ist. Auf einer Strecke geriet er hinter ein extrem langsames Fahrzeug und wurde somit gezwungen etwa 20 km pro Stunde zu fahren. Das war frustrierend, vor allem, weil es mehr als 30 Minuten in diesem Schneckentempo gegangen ist ohne die Möglichkeit zu überholen. Sobald sich eine Möglichkeit geboten hatte zu überholen, verliess er die Strasse und überholte das Fahrzeug. Danach gab er Gas und fuhr weiter. Nach einer Weile bemerkte er ein Fahrzeug das hinter ihm fuhr und signalisierte. Er verstand nicht um was es ging und fuhr weiter. Aber das Fahrzeug hinter ihm war hartnäckig. Nach einer Weile hielt er an. Der Mann der aus dem anderen Fahrzeug ausstieg, stellte sich als Wildhüter heraus und sagte, dass er beobachtete wie er die Strasse verliess und das Moos beschädigte, er muss 3’500 Euro Busse dafür zahlen. Er erklärte ihm, dass die Vegetation auf Island nur extrem kurze Zeit zum Wachsen hat und sie deshalb geschützt werden muss. Stellt euch vor 3’500 Euro Busse für Beschädigung von Moos. Da der Täter ein Student war, der nicht mal diesen Betrag auf seinem Konto hatte, haben sie sich auf gemeinnützige Arbeit geeignet. So hat der Student zu der Stelle zurückkehren müssen, wo er das Moos beschädigte, und musste die Stelle aufräumen und versuchen zu retten was zu retten war. Wou, wo sonst passiert so was!!

Diese Umweltfreundliche Haltung habe ich im ganzen Land erlebt. Der Umgang mit der Natur ist extrem sorgfältig und man hört jedes Mal wie Stolz die Isländer auf die Schönheit ihrer Natur sind. Ihr liebstes Hobby ist Camping in der Natur. Sie haben die Touristen gern (sie kommen eigentlich auch nur kurz für 3 – 4 Monate pro Jahr) aber brauchen die Wintermonate um sich von dem “Andrang” zu erholen.

Auf Island kann man überall mit der Kreditkarte zahlen ausser in den städtischen Büssen in Reykjavik. Dort muss man genau abgezählte isländische Kronen haben, weil der Buschauffeur kein Rückgeld gibt. Ich habe die App runtergeladen, wo man die Busbillette auch ohne Bargeld kaufen kann, aber da die Anleitung nur auf Isländisch war, musste ich kapitulieren.

Ebenfalls spannend ist die hohe Anzahl der auf Island lebenden Ausländer, die da arbeiten. Die Bibliothek in Isafjordur bestand etwa zu 1/4 aus polnischen Büchern. Ebenfalls beeindruckend war der Lawinenschutz in dieser kleinen Stadt. Ich bin mir nicht sicher ob ich mich da im Winter je wohl gefühlt hätte, insbesondere, wenn man in der Modernen Historie liest und feststellt, wie viele Leute in der Gegend in den letzten 30 Jahren durch Lawinen umgekommen sind. Ich kenne Lawinenschutz aus den Alpen, diese hier gebaute Schutzwall war quasi gleich hinter der letzten Reihe der Häuser. Ich spazierte auf diesen riesigen Schutzwällen und stellte mir vor, wie es wohl sein mochte wenn da die Lawine reindonnert. Es schüttelte mich bei 20 Grad sonnigem Wetter.

Jeder der Island besucht soll wirklich eine heisse Quelle besuchen und das Bad geniessen. Man darf in Bad trinken und an dem Bar wird alles verkauft was das Herz begehrt – Bier, Wein, Prosecco, Joghurt mit Beeren zum Trinken. Eine von den populärsten Bädern ist die Blaue Lagune aber mir war das natürliche Bad in Myvatn lieber. Beide haben wunderbar blaues Wasser. Nach dem Bad ist man für den Rest des Tages k.o.

Mein beeindrucktester Ausflug – und ich habe hier viele erstaunliche Sachen gesehen – war der Ausflug in das Innere des einzig begehbaren Vulkan. Es bedeutet ein Marsch durch Mooslandschaft und ich sah kaum etwas, weil es ununterbrochen geregnet hatte. Den Oberkörper habe ich genügend vom Regen schützen können. In meinen Wanderschuhen bildete sich aber ein kleiner See. Angenehm ist anders. Es war offensichtlich, dass was für die Schweiz genügt, da völlig unzureichend ist. Ich hätte mich am liebsten geohrfeigt. Das hatte aber auch nicht genutzt. In der Basisstation neben dem Krater angekommen, bekam ich einen Helm und Klettergurt und meine nassen Socken tauschte ich gegen Plastiksäcken. Die Füsse fühlten sich grad wohler. Danach wurde ich in 140m tiefe gelassen und durfte durch den Vulkan laufen. Es war beeindruckend. Ich musste relativ bald feststellen, dass mein Kopf nicht mitmacht, sondern sich so komisch dreht, wie wenn ich auf einem Segelboot mit hohen Wellen wäre. Zuerst dachte ich, dass es vielleicht zu wenig Sauerstoff hier unten gibt, aber es wurde mir erklärt, dass es da sogar mehr Sauerstoff gibt als oben. Das Unwohlsein ist auf einen fehlenden Horizont zurückzuführen. Ich gewöhnte mich mit der Zeit dran, musste einfach vorsichtig sein beim klettern.

In Rekjavik bitte nicht vergessen die Konzerthalle in City Center am Meeresufer zu besuchen. Die ist nämlich beeindruckend. Gebaut während der Wirtschaftskrise erinnerte sie mich auf die Hunger Mauer die Kaiser Karl der IV in Prag in Mittelalter erbauen liess.

Schottland – man konnte sich kein besserer Marketing-Gag als das Monster Lochness ausdenken. Die Touristenströme die zum See (=Loch) («Ness» eigentlich der Name eines Flusses) strömen ist beeindruckend. Schottland hat aber mehr zu bieten. Ich will nicht über alle die bekannten Sehenswürdigkeiten sprechen, sondern über eine Stadt wo man sich kaum hin verirrt. Invergordon. Auf den ersten Blick gibt es nichts Spektakuläres für was sich lohnt her zu kommen. Es gibt aber vieles was mehr als erstaunlich ist. Die Geschichte des zweiten Weltkrieges, die hier stationierte Truppen – ein grosses polnisches Bataillon, das aufblühen der Industrien im Zusammenhang mit Entdeckung von Öl und die viele Ölbohrplattformen die man im Meer sehen kann. Wenn man nach materiellen Werten sucht, dann sind das die beeindruckenden Wandmalereien, von denen es auf den Häusern in Zentrum einige gibt.

Nicht zuletzt die Flora und Fauna. Ich war an Kargheit in Norden vorbereitet. Ich erlebte prachtvolle Blüten in allen Farben, fantastische mit viel Liebe gestaltete Gärten, in Reykjavik hinter jedem dritten Fenster in einem Topf eine kleine Avocado. Ich sah ein zwei Monate alter Polarfuchs dessen Mutter erschossen wurde und der jetzt gelernt wurde wie man den Winter allein überlebt. Ich verliebte mich in “Puffins”, bestaunte alle die viele andere Vögel, die Robben und war überrascht fast überall Quallen anzutreffen. Bis anhin dachte ich, dass Quallen nur in warmen Wasser leben. Sie waren riesig und leicht violett in Schottland und klein mit einem weissen Kreuz in Island.

Eine Reise nach Norden lohnt sich. Es war eine von den besten Entdeckungsreisen die ich je gemacht hatte. Ich schoss 10’000 Bilder und habe 1’000 kleine Geschichten erlebt oder gehört. Ich könnte hunderte Blogposts über die Geschichten schreiben. Vor allem erstaunte mich die Zufriedenheit der Einheimischen mit dem was sie haben und wie gut sie das haben. Nichts von der Mitteleuropäischer Hetze war da zu spüren obwohl die Effizienz auf Island sich mit der schweizerischen messen lässt.

Falls ihr für nächstes Jahr eine Reise plant – einfach nicht vergessen – packt die Badehose ein, auch wenn das Meer kaum über 14 Grad warm ist.

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