Die Steuerbehörden und die Steuerberater haben sich zu einem Austausch in Stockholm getroffen. Das ist immer nützlich und ich staune jedes Mal, wie schnell die Gedanken und die Umsetzung im Bereich Digitalisierung bei den Behörden voranschreitet.
Sehr beeindruckt hat mich Ruanda, die ein neues Mehrwertsteuersystem aufgebaut haben, wo die geschuldete Mehrwertsteuer nie dem Verkäufer bezahlt wird sondern direkt an das Konto der Steuerbehörde geht. Die Rückerstattung erfolgt gemäss der Behörde innerhalb eines Tages. Und die Belege, die die Privatpersonen beim Kauf erhalten, sind eigentlich Voucher mit denen man Geld beziehen kann. Ein ausgetüfteltes System wie man Betrug verhindern kann.
Ich war das letzte Mal vor 30 Jahren in Stockholm. Ehrlich gesagt ausser dem Turm des beeindruckenden Rathauses, das jetzt für Besucher geschlossen wurde, konnte ich mich an nichts erinnern. Da ich damals auf diesen Rathausturm geklettert bin und dort ein Foto gemacht hatte, weiss ich dass ich dort war. Sonst alle Erinnerungen sind weg.
Jetzt hatte ich nicht viel Zeit und somit musste ich mich zwischen den vielen attraktiven Optionen entscheiden. Das ABBA Museum war für mich der Inbegriff meiner Jugend. Die Musik ist mitreissend, die vier Musiker, die zwei Pärchen bildeten, unschlagbar. Somit bin ich zum Museum durch den windigen Herbst marschiert. Der Eintritt überrissen teuer. Die Audio guided Tour kann man sich sparen (kostet extra) sofern man Englisch spricht, weil es wird nur abgelesen, was auf den Tafel steht. Die Exponate, die Musik kreieren eine tolle Atmosphäre und ich tauchte in Zeit von damals. Ich erfreute mich an den altbekannten Songs und erfuhr einiges, was ich nicht wusste.
Soweit so gut und ein gutes Erlebnis. Dann kam ich aber in einen Raum, wo die vier ehemaligen ABBA Mitglieder mittlerweile alle gut 70, zurückblicken und erzählen, was toll war, was sich gelohnt hat. Auch dieser Teil war gut gemacht aber hat mich in eine tiefe Krise gestürzt. Die Vergänglichkeit so nah zu sehen, das bewusste Erleben, dass ein Moment, auch wenn er ewig zu dauern scheint, nur ein Schmetterlingsflügelschlag ist. Die Vier auf dem Bildschirm links blutjung mit überbordender Energie. Wie sie vorwärtsschauen und Melodien schafften, die die ganze Welt bewegten. Und dann auf dem Bildschirm rechts die Vier gealtertet, vergraut, sehr ruhig wirkendend. Menschen, denen rückblickend viel im Leben gelungen ist und wie bei allen aber auch einiges schief gelaufen ist.
Ich habe mich nach dem Besuch niedergeschlagen gefühlt. Ich hätte lieber die geführte Rathaustour ohne Turm machen sollen. Auf dem windigen Rückweg konnte ich alle die alten und neuen Schiffe bestaunen. Der Gang durch die Altstadt, vorbei an der Akademie mit dem Nobelmuseum, dem Königspalast und dem Parlament halfen, mich wieder zu erden. Und dann begegnete mir ein wunderbar köstlich süsser Duft und ihm folgend landete ich in der Bäckerei “Brot und Salz”. Das Zimtgebäck, warm und süss besiegte den Rest der Traurigkeit.
Für eure Reise zu beachten ist: der Kaffee schmeckt mehrheitlich nicht gut aber mich hat die Nespresso Promotion im Hauptbahnhof gerettet, die ich täglich zweimal besuchte. Zu beachten ist auch dass unzählige Taxifirmen mit für Ausländer nicht einfach nachvollziehbarer Tarifgestaltung unterwegs sind. Wenn man nicht aufpasst, kann die gleiche Strecke in einem anderen Taxi 100 SEK mehr kosten.
Als ich mit einer schwedischen Freundin zum Mittag abgemacht hatte, kamen etwa 40 ältere, sehr elegant in Uniform gekleidete Herren ins Lokal. Plötzlich standen alle auf und begannen zu singen. Gut und stark. Das war mein kultureller Teil.
Stockholm ist geordnet, sauber, übersichtlich mit Vielem, was man sehen kann. Im Oktober auch eine gute Jacke, Mütze und Handschuhe nicht vergessen.