Wir haben dieses Portemonnaie gefunden. Jemand ist jetzt elends traurig und niedergeschlagen. Wir brauchen eure Hilfe die Eigentümerin zu finden. Bitte verbreite diese Nachricht, weil ich habe behauptet, dass wir die Eigentümerin mit Hilfe des Internets eher finden werden, als wenn wir die Geldbörse einfach im Fundbüro abgeben.

Unsere Ferien haben mich und meinen Jüngsten ins Tessin geführt. Eine Reise mit dem Zug nach Locarno mit dem Sparbillett kostet für uns 22,50 Franken. In Locarno herrscht wegen dem Filmfestival ein bisschen Ausnahmezustand und uns zieht es sowieso zum Wasser und in die Natur. Uns hat schon früher der Maggia Fluss angetan. Wir lieben das Delta, wo der Fluss in den See fliesst, ein beliebter Hotspot für alle Motorboot Eigentümer. Wir haben mein Stand Up Paddle mitgenommen und tragen im Delta Wettkämpfe aus, wer kann sich länger auf dem Brett halten. Wenn man aktiv versucht, den anderen ins Wasser zu stossen, ist die durchschnittliche Haltedauer eher kurz. Aber nicht nur das Delta ist spannend, auch der wilde Fluss voller Steine hat es in sich. Wir setzen uns auf die Velos und radeln flussaufwärts hoch auf dem Berg von dem er kommt. Ein herrlicher, schattiger Weg, eine richtige Gnade in diesem verrückt heissen Sommer. Wir beobachten wie die Sonne und die hohen Temperaturen der Natur zusetzen. Das Gras ist völlig gelb und eingetrocknet, die Blätter hängen traurig von den Bäumen und einige haben sich schon einem Teil ihrer Blätter entledigt und die liegen braun und eingerollt, alle ihrer Flüssigkeit beraubt trostlos am Boden. Ab und zu steigen sie mit dem Wind zu einem letzten Tanz bevor sie zerbröseln. Ein Sinnbild der Vergänglichkeit.

Wir kommen an unseren Lieblingsplatz, wo die Maggia ein natürliches Freibad kreiert hat. Es ist heiss, erdrückend heiss. Wir wollen unsere Velos abstellen, um schwimmen zu gehen und da bemerkt mein Jüngster das verlorene Portemonnaie. Es ist fast nicht zu sehen, weil es farblich so gut zum Untergrund passt. Wir inspizieren den Inhalt und suchen nach Hinweisen auf den Eigentümer. Da Schmuck drinnen steckt, gehen wir von einem Mädchen aus. Wir fragen in der Umgebung und erfahren, dass vor Kurzem eine deutschsprachige Familie diesen Platz verlassen hat.

Ich stelle mir dieses Mädchen vor, wenn sie am Abend feststellt, dass sie ihren Geldbeutel nicht mehr hat. Sie sucht überall, mehr als einmal, aber alles nützt nichts. Und doch liegt die Lösung so nahe. Schreib mir und wir senden die Geldbörse dorthin, wo sie hingehört.

Anschliessend schwimmen wir in diesem wohltuenden aber eher kalten Wasser. Ich schätze es auf knapp 20 Grad. Wir klettern auf die aus dem Wasser ragenden Steinwände und mein Jüngste springt dann gekonnt einen Kopfsprung nach dem anderem. Ich hatte ihm lieber gesagt, er sollte es nicht tun, weil es gefährlich sein könnte und wir die Gegebenheiten hier nicht kennen. Aber ich will keine alte ängstliche Mutter sein, dann beisse ich mir lieber auf die Zunge und prüfe umso sorgfältiger die Unterwasser Welt.

Am meistens würde es mich freuen, wenn wir die Eigentümerin finden würden. Das wäre eine tolle Krönung des Ferientages und würde mich in meinem Glauben in die Stärke des Internets bestätigen.