Weil mein Jüngster wie ein Einzelkind aufwachst, ist es immer wieder notwendig jemand mitzunehmen, um einen Kameraden zum Spielen zu haben. Solange man spielt, wandert und etwas unternimmt ist das Heimweh kein Thema. Am Abend kann es aber kritisch werden und darum erzähle ich Geschichten. So ist auch die folgende Geschichte der drei tapferen Prinzessinnen entstanden.
Es war mal ein König Arthur und der wünschte sich sehr einen Thronfolger zu haben. Aber nach drei Töchtern ist seine Frau gestorben und Arthur hatte keine Lust noch einmal zu heiraten. So ist er allein mit Maive, Rosheen und Aedin geblieben. Er behandelte alle seine Töchter wie wenn sie Knaben wären. Und so lernten sie reiten, Bogenschiessen und mit dem Schwert umzugehen. Maive war eine ausgezeichnete Schützin und es gab nichts, was sie nicht erfolgreich treffen konnte. Rosheen konnte ausgezeichnet mit Tieren umgehen und es gab kein Pferd, das sie nicht zähmen und reiten konnte. Aedin war klug und beherrschte den Kampf gut. Aber nicht mit der Kraft sondern mit einern kluge Strategie, Geduld und richtigem Verhalten.
So sind viele Jahre vergangen und Arthur wurde alt und schwach. Das ist den Nachbarskönigen nicht entgangen. Der junge und ehrgeizige Lorenz meinte, dass somit Arthurs Königreich eine leichte Beute sein würde und fing an, eine Armee zum Angriff vorzubereiten. Als es Arthur hörte, wurde er sehr betrübt, da er wusste, dass er selber diesen Kampf nicht gewinnen konnte. Er rief seine drei Töchter, um sich zu beraten. Nach langer Diskussion kamen sie zum Schluss, dass es am besten wäre, wenn eine von ihnen sich in der Rüstung von Arthur an die Spitze der Armee setzte. Die Frage war nur, welche von den drei Prinzessinnen – die tolle Schützin Maive, Rosheen, die alle Pferde zähmen konnte oder Aedin, die sich im Kampf immer zu helfen wusste. Und da es gar nicht so einfach war, diesen Entscheid zu fällen griff Arthur zum Los. Zwei schwarze Steine und ein weisser Stein wurden in seine Krone gelegt und jede Prinzessin zog mit verbundenen Augen. Der weisse Stein lag in der Hand von Aedin.
Die Armee von König Lorenz zog in Richtung von Arthurs Königreich und war viel grosser als ihre eigene. Da sie unterwegs zum Königspalast drei Täler durchqueren müsste, bereite Aedin in jedem Tal eine List vor. Alle sammelten in den Wäldern die wilden Wespen, Bienen und Hornissennester und als die Armee von König Lorenz das erste Tal durchqueren wollte, warfen sie die Nester mit Katapulten auf die marschierende Arme. Die gefangen gehaltenen hungrige Bienen, Wespen und Hornissen griffen die Soldaten sofort an. Innerhalb kurzer Zeit war der Kampf entschieden zu Gunsten der Wespen, Bienen und Hornissen, die danach in die Wälder zurückkehrten. Lorenz blieb mit seiner geschlagene Armee im Tal. Viele seiner Soldaten konnte er nicht mehr gebrauchen, aber die, die ihm übrig geblieben sind, zogen weiter in das nächste Tal.
Im nächsten Tal befand sich ein lang gezogener Bach. Aedin liess die Wasser aus dem Bach auslaufen und auf den nun matschigen Boden, frisch gemähtes Gras streuen. Da kamen schon die Soldaten und nichtsahnend marschierten sie in den Sumpf und versankten immer tiefer im Matsch. In ihrer schweren Rüstung, konnten sie sich selbst aus ihrer misslichen Lage befreien und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als die metallene Rüstung auszuziehen. Lorenz war vor Wut ganz rot angelaufen, aber dass nützte ihm nichts.
So stand seine Armee ohne Rüstung geschwächt und klein da. Für das dritte Tal brauche es nun gar keine List mehr. Es war für Aedin, ihre Schwestern und die Armee ein ganz einfaches Spiel die Männer ohne jegliches Blutvergießen im dritten Tal zu umzingeln und Lorenz gefangen zu nehmen. Die Soldaten sind dann entwaffnet entweder nach Hause gegangen oder teilweise sogar dageblieben, da sie glaubten, in diesem Königreich werde ihr Leben besser.
Als Aedin nach der gewonnen Schlacht in der Rüstung ihres Vater nach Hause ritt, stolperte ihr Pferd und Aedin fiel zum Boden und verletzte sich. Als man sie aus der Rüstung befreite, merkte man, dass es gar nicht der König sondern die kluge Prinzessin war, die den Kampf erfolgreich ohne Blutvergiessen und ohne Verluste geführt hat. Somit war klar, wer die Krone von Arthur übernahm, nämlich Aedin. Alle bis auf ein paar ewig gestrige freuten sich.
Und was ist mit Lorenz passiert?
Lorenz wurde im obersten Zimmer eines Turms eingesperrt und Aedin sagte ihm, dass er wieder gehen könne, sobald er gelernt habe, so Geige zu spielen, dass die Leute beim Hören seiner Musik zu weinen beginnen. Sie dachte sich, dass die Musik aus seinem harten Herz einen anderer Mensch machen würde. Und Lorenz begann nach einer kurzen Trotzphase fleissig zu üben.
Lorenz hatte zu Hause einen Bruder namens Jacob. Und der begann Pläne vorzubereiten wie er seinen Bruder Lorenz befreien könnte. Das ist aber eine andere Geschichte und die gibt es erst morgen. Jetzt die Zähne putzen und ab ins Bett.
Mein Jüngster und sein Kollege sind dann ohne Heimweh eingeschlafen. Die erste Frage am Morgen war „Und was führt der Jacob nun im Schilde?*.