Nizza ist ein wunderbares Stück Erde, gefüllt mit Leben, Wind, Sonne, Meer und Verkehr. Autos sind überall und die Verkehrsregeln scheinen entweder wenig bekannt zu sein oder kaum beachtet. Man parkiert überall, auch dort wo es verboten ist und es scheint, dass niemand sich daran stört. Die Gelassenheit der Verkehrsteilnehmer ist gross. Fussgänger warten selten bis es grün wird, sondern laufen einfach und Fahrzeuge warten geduldig ohne Ärger bis die Fussgänger auf die andere Seite gelangen. Gehupt wird selten bis gar nie.
Heute beginnt hier das Rennen der grossen Katamarane (www.extremesailing.com). Wir sind am Vormittag mit meinem Jungen im Hafen um sie zu beobachten. Gross und mächtig wirken sie nebeneinander aufgereiht im Hafen, aber ohne Segel irgendwie hilflos. Wir umlaufen den ganzen Hafen und bewundern die vielen Schiffe. Jetzt wäre es Zeit für eine Glace und glücklicherweise gibt es auf der anderen Strassenseite einen Stand. Man muss nur die Strasse überqueren. Eine zweispurige Strasse mit dichtem Verkehr, aber zum Glück mit Fussgängerstreifen und Lichtsignal. Pädagogisch richtig stehe ich da und warte bis es grün wird. Es ist aber immer noch rot. Unendlich lang und ohne Unterbruch. Andere Leute scheren sich nicht und sobald es eine Lücke im Verkehr gibt, springen sie auf die Strasse. Die Autos halten schon.
Ich ärgere mich, aber warte didaktisch vorbildlich. Und endlich, ein riesiger Autobus hält neben uns und es wird ENDLICH grün. Die Autos auf der anderen Seite haben auch angehalten. Mein Junge will schnell über die Strasse rennen. Aber kaum setzt er seinen Fuss auf die Fahrbahn, hupt der Autobus so laut, dass wir vor lauter Schreck wie angewurzelt stehen bleiben. Wir schauen den Busfahrer an, aber der schaut gar nicht in unsere Richtung. Ich bin verärgert, aber nur für eine Sekunde, weil plötzlich schiesst mit grosser Geschwindigkeit ein kleines Autos neben dem Bus auf den Fussgängerstreifen. Das kleine Auto hat den anhaltenden Bus trotz rot und ohne jegliche Sicht auf dieser schmalen Strasse überholt. Wäre mein Junge losgerannt………. Ich möchte den Gedanken gar nicht weiter denken.
Ist es nicht wahnsinnig, dass nur Sekunden über unsere gesamte Zukunft entscheiden können?!
Michaela Merz 
