Bekanntschaften

Dreimal pro Woche gehe ich früh am Morgen in das Hallenband Oerlikon schwimmen. Unbemerkt bin ich so ein Mitglied der Frühaufsteherschwimmer-Gesellschaft geworden. Man sieht sich so oft, man beginnt sich zu grüssen. Allerdings sind die Schweizer keine Nation von Menschen, die, wenn sie sich 365 Tage im Jahr begegnen, auch miteinander sprechen. Gott bewahre!! Das wäre zu viel Nähe. 

Aber die schwimmende Gemeinschaft ist wie Zürich selber sehr multikulturell. Am Anfang sprechen die Leute nicht miteinander, aber mit der Zeit wünscht man sich einen schönen Tag, fragt wie geht es und wundert sich, ob der andere Ferien hatte oder krank war, wenn jemand 14 Tage nicht erscheint.

Ich freue mich, die freundliche ältere Dame zu sehen, die mir jedes Mal mit einem Lachen einen schönen Tag wünscht wie auch der Herr meines Alters, der mir immer die Eingangstür galant aufhält. Irgendwie sind wir in den frühen Morgenstunden in unseren nassen Badeanzügen alle gleich. Ich weiss nicht wie sie heissen, ich weiss nicht, was sie machen und es ist gut so.

Heute hatte ich eine schwierige Verhandlung. Von der Gegenseite waren mehrere Herren anwesend, die ich noch nie gesehen hatte. Ausser einen. Das war der Herr, neben dem ich regelmässig nach dem Schwimmen beim Haare trocknen stehe. Ich rief mir die hellblaue Farbe seiner Schwimmhosen in Erinnerung. Aber ich sagte nichts und er auch nicht. Die Verhandlung war schwierig und gestaltete sich ungünstig. Bis er sich einschaltete und wir eine Lösung auf halbem Weg fanden. Beide Seiten waren erleichtert. Als wir den Raum verließen, kam er zu mir und sagte: “In Schwimmer habe ich Vertrauen. Einen schönen Tag.” und ging.

Da sieht man wie Schwimmen auch im Geschäftsleben nützlich sein kann.

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