
Der letzte Sommertag am See. Ich weiss ab Morgen wird es wettermässig Herbst. Ich geniesse die Sonnenstrahlen und für Ende September ist der See noch unglaublich warm.
Da kommt an das relative leere Ufer eine Mutter mit einer kleinen Tochter. Sie ist maximal 4-5 Jahre alt. Das kleine Ding sieht wie eine Prinzessin aus – langes blondes Haar mit Locken und ein reizendes Sommerkleid. Die Mutter zieht der Tochter die Schuhe und die Socken aus und die Kleine läuft begeistert zum Wasser.
Und dann beginnt die Mutter Anweisungen zu erteilen
“Sophie sei aber vorsichtig”
“Sophie, nicht so weit ins Wasser, du kannst nicht schwimmen” – das Mädchen ist knöcheltief im Wasser und der See ist an dieser Stelle sehr flach.
“Sophie, aufpassen! Ein Schwan kommt, komm lieber weg von da”
“Sophie, nicht auf den Baum klettern” – der Baum liegt am Ufer
“Sophie, nicht so weit ins Wasser du kannst nicht schwimmen”
“Sophie, nicht Steine werfen”
“Sophie, kommt lieber hier her zu mir und setz auf die Decke”
und so ging das endlos weiter. Dabei sass die Mutter die ganze Zeit auf einer Decke, die sie ausgebreitet hatte.
Nach einer bestimmten Zeit taten mir die Worte fast weh. So viele Verbote und Anweisungen was man nicht machen sollte oder lieber lassen sollte. Das kleine Ding hielt sich jedoch an die Mehrheit dieser Anweisungen nicht. Sie war voller Tatendrang und Entdeckungslust und ein Schwan jagte ihr offensichtlich keine Angst ein. Ich hätte ihr gerne bei dem Klettern geholfen oder wäre gerne mit ihr durch das Wasser am Ufer gelaufen aber das konnte als Einmischung in die Erziehung gesehen werden und da liess ich es bleiben. Ich war froh, als die beiden nach nicht allzu langer Zeit wieder gegangen sind. Ich war froh, dass ich in meiner Kindheit Sachen auszuprobieren konnte und hier und dort auch mal eine Schramme davongetragen habe. Von Verboten in dieser Hinsicht halte ich wenig.
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