
Der Ägerisee ist nicht gross und auf einem Stand Up Paddle kann man ihn in 4 Stunden umrunden. Ich tat es und schaute mir alle die Bauten aus dem Wasser an. Da kriegt man Einblicke, die man sonst nicht bekommen würde. Aber etwa in der Hälfte meiner Seeumrundung begann es zu winden und es wurde immer stärker.
Leider bliess er gegen mich, was das fortbewegen wesentlich erschwerte. Irgendwann war er so stark, dass ich auf die Knie musste um überhaupt vorwärts zu kommen.
Nach 3 Stunde war ich ziemlich müde und gab die Umrundung auf und entschied mich zum meinem Ausgangspunkt zurück zu traversieren. Der Wind liess ein bisschen nach und die Wellen verschwanden wieder. Plötzlich sah ich wie etwas im Wasser schwimmt. Es ist wohl ein Ast oder ein Stück Holz dachte ich mir. Aber die Bewegung des Astes sah irgendwie komisch aus. Also gab ich mir Mühe näher zu kommen um besser sehen zu können, was das ist. Ich traute meinen Augen nicht, als ich nah genug war. Es war eine Schlange, eine schwimmende Schlange. Ich wusste gar nicht, dass Schlangen so gut schwimmen können. Die eigentlich wesentlich grössere Überraschung war jedoch, dass ich mich mitten auf dem See befand. Wenn ich 1 Meter vom Ufer entfernt gewesen wäre, wie in der vorherigen 3 Stunden, wäre es noch begreiflich gewesen. Aber hier, mitten auf dem See, soweit vom Ufer entfernt!! Ich war erstaunt und musste eine wesentliche Korrektur meines Wissens über Schlangen machen. Sie schwimmen, und das offensichtlich sehr gut.
Etwa ein Monat später in Ascona war ich am Schwimmen im Lago Maggiore. Einfach herrlich. Das Wasser war angenehm, alles war ruhig, ich hatte einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Berge. Nach etwa einer Stunde als ich aus dem Wasser kam, blieb ich am Ufer stehen. Das Ufer war voller grauer Steine. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das etwas nicht ganz stimmt aber ich konnte nicht sagen, was das ist. Ich schaute mir das Ufer genauer an und entdeckte eine Schlange, die zwischen den Steinen lag und farblich vollständig in ihnen verschwand. In ihrem Rachen steckte ein Fisch, aber was für ein Fisch. Der Fisch war fast 2-mal so breit wie die Schlange selber. Offensichtlich wurde ich Zeugin eins Mittagessens.
Ich beobachtete die Schlange und dachte mir, dass es ewig dauernd würde, bis die Schlange den Fisch in sich reingewürgt hat. Da habe ich mich aber ebenfalls getäuscht. Innerhalb von 5 Minuten war das Spektakel vorbei. Die Schlange verschwand sofort danach im See und schwamm davon. Ich staunte. Ja, ich muss zugeben, was mein Wissen über einheimische Sorten von Schlangen in Europa betrifft, mit der erlebten Realität überhaupt nichts zu tun hat.
Ich hätte Schlangen nie zugetraut, dass sie ein Fisch fangen können. Ich wusste nicht, dass sie bewusst schwimmen gehen. So naiv wie ich war, dachte ich, dass sie Wasser meiden. Angst habe ich dennoch keine und schwimmen kann ich im See nach wie vor. In einer ruhigen Minute hingegen, muss ich doch noch mehr über die Tiere erfahren. Entweder habe ich damals in Zoologie nicht wirklich aufgepasst oder wir haben es gar nicht gelernt. Spannend ist es allemal.