Basler Läckerli

Ich backe. Ich koche. Wenn es sein muss.

Das Backen und Kochen haben mir noch nie Spass gemacht. Wenn ich nur für mich kochen sollte, habe ich mich von Rohkost ernährt.

Meine Mutter und Grossmutter haben viel und gerne gekocht. Die fast fleischlose Küche meiner Grossmutter hatte ich geliebt. Die Küche meiner Mutter – fast immer mit Fleisch – gehört nicht zu meiner Lieblingsküche. Während der Kindheit hiess es, du musst mindestens das Fleisch essen. Ich war jedoch schon damals bereit alles andere, ausser dem Fleisch, zu essen. Mutter und Grossmutter liebten es zu kochen und machten es täglich, ich war dann zu Besorgungs- und Aufräumaktionen abkommandiert. Ich muss ehrlich zugeben, als Kind mied ich die Küche und Essen als solches hat mich nicht interessiert. Raus aus dem Haus war die Devise.

In der Pubertät wollte ich meiner Mutter Freude bereiten und da zu ihren Lieblingssüssigkeiten die mit Schlagsahne gefüllte Rolle gehörte, entschied ich, sie für sie zu backen. Ich kaufte alle Zutaten und bereitete zu Hause den Teig vor. Dann stellte ich aber fest, dass wir keine Förmchen haben, auf denen sich der Teig rollen liess um sie zu backen. Ein klassischer Planungsfehler. Ich liess mich nicht entmutigen und überlegte, was ich sonst benutzen könnte. Es sind mir die metallenen Haarwickel meiner Mutter in den Sinn gekommen. Ich holte sie, tauchte sie in kochendes Wasser um sie zu desinfizieren und wickelte kurzer Hand den Teig um sie. Es hat geklappt und die Schlagsahnerollen waren ungewöhnlich gross aber geschmacklich passabel. Meine Mutter hat sich aber nicht gefreut. Das ist dann sehr enttäuschend, wenn man sich einen halben Tag lang abmüht und die Freude ausbleibt. Kein Wunder, dass mir das Backen und Kochen nicht zusagen.

Jetzt habe ich das Angebot erhalten nach Basel zu fahren und Läckerli zu backen. Das ist ein uraltes, typisch schweizerisches Hartgebäck. Ja dachte ich, das hätte ich gerne ausprobiert. Es kommt einiges rein – Honig, ein bisschen Mehl, Mandeln, kandierte Früchte, Nelken, Zimt, Kirsch, Backpulver. Der Teig ist unheimlich klebrig und sehr anspruchsvoll zu kneten um die Masse hinzukriegen. Sicher eine gute Übung für die Handmuskulatur. Der Leiter erzählte uns die Geschichte, wie das Rezept für Läckerli nach Basel kam. Ob es stimmt, habe ich nicht nachgeprüft, aber die Geschichte ist einfach gut und sagt einiges über den Einfallsreichtum der Schweizer aus.

Im Mittelalter war Zucker und Honig teuer und nur für reiche zugänglich. Das Gebäck war hart und nicht sehr schmackhaft. Aber in Deutschland hatten sie die Lebkuchen und die haben es den Schweizern angetan. Das Rezept wollten die Deutschen aber nicht teilen. So sind zwei Basler Bäcker quasi als Industriespione nach Nürnberg gereist um das Geheimnis der Lebkuchen herauszufinden. In Nürnberg, waren sie lange nicht erfolgreich, bis sie auf die Idee kamen einen jungen aber doch erfahrenen Lehrling zu überzeugen mit nach Basel zu kommen um zu lernen wie das Geschäft in Basel läuft. Der Lehrling war sicher gut aber alles hat er auch nicht gewusst und darum sind die Läckerli halt anders als die deutschen Lebkuchen.

Vielleicht stimmt die Geschichte nicht, aber sie ist so gut, dass es schade wäre sie nicht weiterzuerzählen. Meine Läckerli sind übrigens gelungen und haben gut geschmeckt. Aber nächstes Mal wenn ich mal wieder Lust auf Läckerli habe, werde ich sie kaufen, auch wenn ich jetzt weiss, wie man sie backt.

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