Ich bin am Sonntag noch im Morgengrauen mit meinem Mountainbike losgefahren. Ich liebe es. Alle schlafen noch. Mein Sohn, alle Mieter im Haus, fast die ganze Stadt und ich strample durch der Wald. Es ist nicht wirklich warm aber auch noch nicht kalt, der Wald riecht nach der regnerischen Nacht wunderbar und ich trete in die Pedale und geniesse die Anstrengung des Berges. Es ist toll die eigene Muskulatur zu spüren, wie sie sich anstrengt, wenn ihr in den Steigungen einiges abverlangt wird und der Schweiss beginnt im Gesicht spürbar zu sein. Ebenso toll ist Bergabfahrt, wenn es so schnell geht, dass man nicht mal mehr treten kann um noch ein bisschen schneller zu werden. Wenn der Wind einem um die Ohren saust, die Stille nur durch Vögel unterbrochen wird. Dann gibt es die mittleren Passagen, die es mir erlauben ausgiebig links und rechts zu schauen, um zu entdecken, was sich alles an dieser Strecke geändert hatte.
Und in der Mitte dieser mittleren Passage aus heiterem Himmel TOC, TOC, TOC bekam ich drei kleine Schläge auf meinen Helm. Es tat nicht weh, aber es hat mich richtig erschrocken. “Was war das?”, dachte ich. Hielt das Velo an, stellte es ins Gras neben dem Weg und ging schauen. Erst jetzt sah ich, dass der Weg unter einem Baum voll frischer Walnüsse durchführte. Obwohl ich diese Strecke schon unzählige Male gefahren bin, ist mir noch nie aufgefallen, dass es da einen Baumnussbaum gibt. Jetzt nach dem Sturm der gestrigen Nacht haben viele reife Nüsse den Baum in Richtung Erde verlassen.
Ich war ziemlich sicher, dass die drei Nüsse, die mich so erschrocken hatten, für mich bestimmt waren und ich sie mitnehmen musste. Nur welche waren es genau? Und wie erkenne ich sie? Am Boden lagen Dutzende und Dutzende Walnüsse. Da half nichts ausser dem Ausschlussverfahren. Ich begann zu sammeln und verwandelte meine leichte Windjacke in einen Rucksack, den ich mühelos füllen konnte. Der Abtransport nach Hause war schon schwieriger, weil mein provisorischer Rucksack halt kein besonders praktischer Rucksack war.
Ich habe es trotzdem geschafft und sowohl ich als auch die Nüsse sind heil nach Hause gekommen. Den Vormittag habe ich damit verbracht sie alle zu schälen. Nein nicht alle, am Ende sind drei ungeöffnet geblieben, weil das müssten die Drei sein, die für mich bestimmt sind. Ich erwarte nicht ein Ballkleid wie Aschenbrödel. Eher etwas im Sinne der Chinesischen Glückkekse – einen Spruch zu einem Zeitpunkt, wenn ich einen guten Spruch gebrauchen werde. Die drei liegen auf dem Tablar und warten auf Stunde ihrer Bestimmung und ich hoffe schwer, dass sie mich nicht völlig enttäuschen werden. Die anderen haben wir einfach gegessen.
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