Es gibt eine Redewendung, dass man einem alten Hund keine neuen Tricks beibringen kann. Aber ich denke, das stimmt einfach nicht. Was zählt ist der Wille neue Sachen ausprobieren und dran zu bleiben, um sie zu erlernen.
Ich habe es leider in meiner Jugend verpasst, das Zehnfinger-System zu erlernen. Auf dem Gymnasium wurde es nicht als Fach angeboten und da man damals mehrheitlich mit der Hand geschrieben hat, war es für mich ohne Relevanz. Darum schreibe ich mit dem System “Suchender Adler“.
Das ist langsam auch wenn ich mittlerweile ziemlich schnell bin. Jetzt habe ich mir gesagt, dass ich das Zehnfinger-System in den nächsten 6 Monate lernen will. Das ist jetzt reine Fleissarbeit. Ich sitze jeden Tag an meinem PC und schreibe endlose Reihe von Buchstaben. Der Lehrer: mein PC. Ich freue mich, wenn ich weniger Fehler mache, ich bin frustriert, wenn es mal wieder nicht so richtig klappt, aber ich werde mit jedem Tag besser. Mein PC führt eine erbarmlose Statistik über alle meine Fehler, die Geschwindigkeit und die Zeiten all meiner Übungen. Er ist ein strenger Lehrer ohne Gnade. Es braucht Fleiss, Durchhaltewillen und Zeit. Ich bin zuversichtlich, dass es klappen wird.
Ganz anders beim Wasser Ski. Auch das habe ich mir vorgenommen zu lernen. Dummerweise habe ich aber im Internet ebenfalls nach einer Lerneinleitung gesucht und bin bei Filmen mit verschiedensten Wasserskiunfällen gelandet. Das hat mir fast den ganzen Mut genommen. Die Vorstellung, wie ich irgendwo durch die Luft katapultiert werde, unkontrolliert fliege und gegen einen harten Gegenstand pralle, wirkte sehr demotivierend.
Angst setzte sich in meinem Kopf fest und verdrängte die vorherige Vorfreude. So lernt man auch Nichts. Ich musste mich richtig überwinden. Das Resultat lässt sich sehen. Nein, ich bin kein Naturtalent, welches bereits beim ersten Mal aus dem Wasser starten könnte. Es brauchte ein paar Versuche und einen guten Instruktor, um meine Fehler auszumerzen. Das Resultat schüttet aber ein Meer von Glückshormonen in meinem Körper aus. Ich spiele mit den Wellen, geniesse die Geschwindigkeit. Es ist ein sehr befreiendes Gefühl, ich kann nicht anders als vor Glück zu lachen.
Die Dauer ist einzig begrenzt durch die Kraft der eigenen Arme. Abgesehen davon, dass diese Sportarten teuer sind, zahle ich ebenfalls am nachfolgendem Tag mit Muskelkater. Das gehört einfach dazu und lohnt sich.
Das letzte «Erste Mal» diesen Sommer war für mich der Wettkampf im Unspunnenstein-Werfen. Für die Frauen wiegt das Projektil etwas über 7 Kilo, ist hell und länglich. In der Hand sitzt es gut. Mit jedem Versuch habe ich mich leicht verbessert auch wenn es nur Zentimeter waren. Vor dem Wettkampf hat mich eine extreme Nervosität gepackt, quasi ein Prüfungsfieber so wie ich es schon Jahre nicht erlebte hatte. Ich schaffte bei drei gültigen Versuchen 4.16m. Für mich nicht schlecht, vom Podest natürlich weit entfernt. Die beste Frau warf weit über 6 Meter. Spass hat es viel gemacht.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass eine neue Herausforderung sehr viel Spass machen kann, frustrierend sein kann und einen zur Verzweiflung bringen kann. Es ist aber mehr der eigene Kopf, der uns davon abhält, Sachen auszuprobieren und dann dabei zu bleiben, um etwas zu lernen. Weil zum Lernen ist man prinzipiell nie zu alt.
Bildquelle: pixelio.de / Tobias Zeller