Bad Ragartz in Bad Ragaz

Bis zum 4. November gibt es diese wunderbare Kunstausstellung zum Anfassen in freier Natur. Ich wollte sie sehen. Und es lohnt sich. Die Ausstellung ist riesig und wer nicht gerne läuft, ist falsch am Platz. Man benötigt zumindest einen halben Tag und da schafft man nicht mal alles ausgiebig zu bestaunen. Es gibt sehr viel Lustiges, Originelles und für jede Geschmack etwas.

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Inspirierend war auch die Tafel, die nicht zur Ausstellung gehörte, aber bereits Kunst wurde – Liebe Gäste gross und klein. Seid ARTig – Kunst-, nicht Spielplatz!! Aber sagt es den Kindern. Die haben die Kunst in Bad Ragaz in Sturm erobert. Seien wir auch ehrlich, eine mit allen Sinne erlebte Kunst bleibt besser hängen und dazu gehören eben auch die Hände. Ich war beindruckt mit welcher Selbstverständlichkeit die kleinen und grossen Kinder diese Ausstellung für sich beschlagnahmten mit sichtlichem Spass bei der Sache. Ich habe Ausstellungen, wo man sich nicht mal zu atmen traut, nicht so gerne. Einmal habe ich in New York eine Fotoausstellung zum Irakkrieg besucht. Eines der Exponate war eine Videoinstallation. Sie war sehr gut und sehr lang. Ich war schon den halben Tag durch die Stadt gewandert und spürte meine Beine. Und da es in der ganzen Ausstellung keine einzige Sitzgelegenheit gab, setzte ich mich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden und schaute weiter die Videoinstallation an. Wie aus dem nichts tauchte vor mir eine riesige Aufsichtsdame auf. Sie wirkte in ihrer blauen Uniform mit Waffe am Gurt furchterregend. Sie brüllte mich mit einer Stimme an, die Schiffe durch den Nebel navigieren könnte. Und wie sie mich anbrüllte. Was ich mir da erlaube, was ich meine, wo ich bin, ob ich keinen Respekt vor der Kunst habe. Ich gebe zu, ich habe vielleicht auch nicht alles verstanden. Aber ich war zu dem Zeitpunkt wirklich schockiert. Ich bin nicht gewohnt angeschrien zu werden. Ich kam mir vor wie eine Kriminelle, die gerade versucht hat, einen Picasso zu klauen. Da ich aber in meinem Schock in eine Starre verfallen war, sass ich weiter auf Boden. Sie brüllte mich von oben nach unten. “Stehen Sie auf”, schrie sie so laut, dass alle Besucher in meine Richtung schauten. Ich erhob mich langsam. “Verlassen Sie den Raum“, befahl sie weiter. Ich hatte genug und wäre nach diesem Schwall von Beschimpfungen wahrscheinlich von selber gegangen. Darum weiss ich bis heute nicht, wie die amerikanischen Künstler der Irakkrieg verarbeiteten.

So etwas kann einem in Bad Ragaz nicht passieren. Man darf das Gras betreten, darauf liegen, die Objekte dürften angefasst werden. Bad Ragaz ist nicht einfach New York.

Und wenn ihr immer noch nicht genug habt, ist die Tamina Schlucht praktisch um die Ecke. Und die ist ebenso spannend, nur anders.

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