Shopping in Lissabon

Lissabon ist für mich, was einkaufen angeht, eine Schicksalsstadt. Vor 6 Jahren flog ich von Sao Paolo nach Lissabon. Wir kamen in der Früh an und mein Anschlussflug war erst am späten Nachmittag. Es war Februar und in der Stadt war Ausverkauf. Ich dachte, was für eine tolle Gelegenheit, um meine Businessgarderobe wieder zu erneuern.

Ich weiss nicht was mich dazumal geritten hatte, dass ich mir am Flughafen ein Auto auslieh, um in die Stadt zu fahren. Warum nicht mit einem Taxi?!

Ich bin in einem riesigen Einkaufszentrum gelandet. Das Parkhaus war so früh am Morgen beängstigend leer. Ich trank Kaffee und machte eine gediegene Shoppingtour. Ich kaufte einen Anzug, Kleid, Rock, Schuhe und eine Handtasche. Das alles hat aber viel mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant. Plötzlich merkte ich, dass es nur noch knapp 2 Stunden bis zum Abflug waren.

Ich nahm alle meine Sachen und ging zum Parkhaus zurück. Aber oje, ich hatte keine Ahnung mehr, wo ich das Auto parkiert hatte. Und das Parkhaus war riesig und in der Zwischenzeit fast vollständig voll. Ich wusste auch nicht mehr was für ein Auto (Marke) ich ausgeliehen hatte. Ich wusste bloss, dass es weiss war. Und natürlich war die Mehrheit der Autos hier auch weiss. Anhand des Autoschlüssels konnte ich leider auch nicht erkennen, um was für ein Auto es sich handelte… Stellen Sie sich vor: Sie sind in einem fremden Land, wissen nicht wo Sie parkiert haben und welcher Autotyp es ist. Und Ihr Flug geht in 100 Minuten.

Ich rannte durch mehrere Parketagen, als ob es um mein Leben ginge, bepackt mit all den Taschen, ständig den Autoschlüssel drückend in der Hoffnung, mein Auto wird mich schon anblinken. Ein paar Mal blinkte es, aber es war nicht mein Auto :-(. Am Rande der absoluten Verzweiflung, nach einem etwa 25 Minuten Sprint, verschwitzt wie nach einer intensiven Aerobic-Stunde fand ich endlich meinen weissen Mazda. Es folgte eine halsbrecherische Fahrt durch die Stadt Lissabon, bei der ich nicht alle Verkehrsregeln haargenau befolgte. Meinen Flug erwischte ich beim letzten persönlichen Aufruf.

Gestern kam ich in Lissabon an. Ich absolvierte all meine Besprechungen und vor dem wichtigen Abendessen hatte ich noch zwei Stunden Zeit. Ich ging joggen, nahm eine Dusche und zog mich sehr elegant an. Dann wollte ich mich schminken. Meine Schminktasche war unauffindbar. Ich suchte überall in meinem Hotelzimmer, aber ohne jeglichen Erfolg. Ich hatte sie am Morgen vor dem Flug zu Hause liegen gelassen. Ich war erschüttert. Es war fast halb acht, das Nachtessen begann in einer halben Stunde. Es ist sicher keine Tragödie, wenn ich ungeschminkt gehe, aber für mich ist es eigentlich inakzeptabel. Es ist eines der wichtigsten Nachtessen dieses Jahres. Ich will und muss mich schminken!!

Ich lief an die Rezeption und fragte, wo ich einen Lippenstift bekomme. Der Concierge sagte, knapp 10 Minuten zu Fuss (mit einem Taxi kann es länger dauern) ist ein Shoppingcenter und hat geöffnet.

Und schon wieder laufe ich in meiner eleganten Robe durch Lissabon. Nach 10 Minuten flottem Laufen (die zeitliche Schätzung des Concierges war wahrscheinlich für einen olympischen Sprinter gemeint), landete ich im selben Einkaufszentrum wie damals vor 6 Jahren. Ich musste 2 Etagen tiefer und stand vor einer unendlichen Auswahl an Kosmetika. Ich schien die einzige Käuferin hier zu sein. Ich schaute weder rechts und links und entschied mich beim ersten Stand für einen Eyeliner, eine Mascara und einen Lippenstift. Die Verkäuferin versuchte behilflich zu sein und versuchte mir zu erklären, dass sie 5 verschiedene Typen von Mascara hätten. Das alles war mir ziemlich egal, weil mein Nachtessen begann in genau 15 Minuten. Zahlen bitte! befahl ich. Sie starrte mich erstaunt an. Ich zahlte, schminkte mich innerhalb von 80 Sekunden und lief in olympischem Tempo zurück. Sie drückte mir noch gegen meinen Willen ein Parfümmuster in die Hand.

Da es bergab ging, war ich in 9 Minuten zurück im Hotel. Verschwitzt, alles andere als elegant, aber rechtzeitig und geschminkt!! Um das Parfümmuster war ich dennoch dankbar. Schliesslich sollten nicht alle Nasen mitbekommen, dass ich in meiner Abendrobe ein anspruchsvolles 20-minütiges Lauftraining absolviert hatte.

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