Ich wollte schon immer den Reichstag sehen. Das Gebäude, das so sehr die europäische Geschichte geprägt hat. Obwohl der Besuch gratis ist, ist es gar nicht so einfach da reinzukommen.
Ich war in Berlin für eine Konferenz. Am Mittwoch um fünf eilte ich zum Reichstag, um noch eine Eintrittskarte zu ergattern. Man muss sich in einem kleinen weissen Container anmelden. Es waren etwa 30 Leute vor mir und dachte, das sollte klappen. Um sechs hatte ich eine wichtige Telefonkonferenz, die ich leitete, aber bis dahin war viel Zeit. Nach einer Viertelstunde, in der gerade 4 Personen abgefertigt worden waren, begann ich zu zweifeln. Um halb sechs mit 10 Personen abgefertigt, wurde mir klar, dass es bis 6 Uhr wahrscheinlich nicht zu schaffen war. Um viertel vor 6 als vor mir immer noch 10 Personen standen, gab ich auf und ging ins Hotel zurück um meine Telefonkonferenz in Ruhe zu machen. Ich nahm mir aber fest vor am nächsten Morgen wenn um 8 Uhr geöffnet wird, als erste da zu stehen und mich für den Besuch anzumelden.
Am Donnerstag erwachte ich um 6 Uhr, ging laufen, duschte mich und wollte mir die Haare föhnen. Aber der Haartrockner war nicht zu finden. Ritz Carlton ist ein hervorragendes Hotel mit freundlichem und hilfsbereiten Personal und unglaublich hohem Standard. Ich durchsuchte alle Schubladen, aber fand den Haartrockner nicht. Ein 5 Sterne Hotel ohne Haartrockner!? Ich rief den Service an und fragte, wo der Haartrockner zu finden sei. Ich bekam die Antwort, dass er im Badezimmer im rechten Schrank zu finden ist.
Ich schaute nochmals das Badezimmer an und sah keine Schränke. Unter dem Lavabo gab es einen Griff, aber als ich daran zog, passierte nichts. Ich probierte es nochmals kräftiger und plötzlich hielt ich eine Holzplatte in der Hand, die Einblick auf die Rückwand gab. Da war kein Schrank und kein Haartrockner. Ich war sauer. Es war 10 ab 7 und um halb 8 wollte ich das Hotel verlassen, um meinen Reichstageintritt zu buchen.
Ich rief noch mal an und sagte dem Service, dass im Badezimmer kein Haartrockner ist und dass sie bitte einen vorbeibringen sollten. 10 Minuten vergingen und es passierte nichts. Ich stand da angezogen mit nassen Haaren. Ich rief noch mal an und die Dame bestätigte mir, dass der Föhn unterwegs sei. 2 Minuten später klopfte es an meiner Tür. Hinter der Tür stand ein netter Herr und fragte, was ich wünsche. Ich war wütend. Ich unterdrückte meinen Ärger und bat ihn um einen Föhn. Er sagte, dass dieser in 2 Minuten da sein würde. Um halb 8 verliess ich mein Zimmer mit nassen Haaren und Wut im Bauch. Ich dachte mir, dass exzellente Leistung anders aussieht. Ich beschwerte mich an der Rezeption und ging mein Reichstagsbesuch buchen. Ich war die erste und bekam unproblematisch meinen gewünschten Termin am Freitag nach Ende der Konferenz. Für die Buchung war ein Pass erforderlich und der nette Herr starrte über 6 Minuten auf seinen Bildschirm. Ich fragte mich, ob dort die Daten von Interpol oder NSA stehen und die Besucher auf ihre kriminelle Vergangenheit überprüft werden.
Ich war rechtzeitig um halb neun im Hotel und als ich in mein Zimmer kam, stand einer der grossen Spiegel offen und bot einen Blick auf den eingebauten Föhn. Ich musste über mich lachen. Gott bin ich doof!! Trotzdem kann ich dem Hotel keine Bestnote mehr geben. Ich gehe davon aus, dass ich nicht der einzige doofe Gast bin. Aber auch die muss man glücklich machen, um sie zu Wiederkehr zu motivieren.
Der Besuch im Reichstag übertraf alle meine Erwartungen. Es ist atemberaubend, geschichtlich spannend, gut gemacht und der kleine Kaffee mit Schäumli schmeckt in der Cafeteria unter der Glaskuppel mit Blick auf die sich im Galopptempo ändernde Stadt hervorragend. Nicht vergessen in das Programm einzubauen, wenn Sie mal in Berlin sind.