Ich habe mit meinem Sohn die Ausstellung „Dalí, Magritte, Miró – Surrealismus in Paris“ der Fondation Beyeler in Basel am Sonntag besucht. Mein Sohn ist 5 Jahre alt und hat eine klare Meinung, was den einzelnen Künstler anbetrifft. René Magritte, Joan Miró, Francis Picabia, Max Ernst und Salvador Dalí gefallen ihm sehr. Mit Pablo Picasso kann er wenig anfangen.
Ein Kind für bildende Kunst und einen ruhigen Durchgang durch eine Vorstellung zu begeistern, ist keine einfache Sache. Er schaut schon gerne Bilder an, aber wenn ich in Ruhe und mit genug Zeit alle Werke anschauen will, muss ich mir für ihn etwas Spezielles einfallen lassen. Ich erkläre ihm jedes Bild und denke mir dabei eine Geschichte aus. Das geht bei den Surrealisten ganz einfach. Ich bin keine Kunsthistorikerin und eigentlich interessiert es mich nur begrenzt, warum jemand ein bestimmtes Bild gemalt hat. Ich lasse die Werke einfach auf mich wirken. Gewisse ziehen mich an, gewisse schaue ich lange an, bestimmte stossen mich ab und anderen widme ich nur Sekunden.
Wir sind durch die Ausstellung gegangen und ich erzählte meinem Sohn in Tschechisch Geschichten über böse Hexen und Zauberer, über magische Kräfte und über nicht schlafende Könige. Er hat gespannt zugehört und wir hatten beide viel Spass miteinander. Die Ausstellung war sehr voll. Wir waren in dem letzten Saal und dieser war Dalí gewidmet. Wir standen vor dem Bild “Versuchung des heiligen Antonius” und ich erzählte ihm, es sei eine Insel auf der Elefanten mit Spinnenbeinen leben, die eigentlich mächtige Zauberer seien und alle Menschen in Steine verwandelt haben. Er wollte wissen, ob das Pferd auf dem Bild auch ein Zauberer sei und ich sagte nein, das wäre nur ein Diener, ebenfalls ein verzauberter Mensch von den Elefanten.
Neben uns war ein älterer Herr stehen geblieben mit fast weissem Haar und einer karierten Jacke. Als ich am Ende meiner Erklärung angelangt war, wandte er sich zu mir und sagte auf Tschechisch:”Ihre Geschichte hört sich gut an, aber sie stimmt überhaupt nicht. Sie tun den Jungen nur irreführen.” Ich war sprachlose. Er erwartete aber keine Antwort, weil er bereits zum nächsten Bild überging.
Ja mit der Sprache muss man schon vorsichtig sein. In jeder Ecke dieser Erde kann jemand sein, der zufällig derselben Sprache mächtig ist, in dem man zum Beispiel schimpft. Ich glaube aber nicht, dass meine Geschichten über Kunst meinen Sohn negativ beeinflussen.
Mein Sohn wünschte sich nach der Ausstellung eine Bratwurst. Und da Mittagszeit war, versprach ich ihm eine. Vor dem Museum konnte man einiges kaufen. Champagner, Prosecco, Flammkuchen, Austern oder Linsensuppe. Bratwürste passten wahrscheinlich nicht zum Surrealismus, sie hatten keine im Angebot. Er war elend traurig und ich schlug vor in die Baseler Altstadt zu fahren. Wir sind durch die Altstadt gelaufen und haben nach einer Bratwurst gesucht. Wir sind etwa 6 Marronistände begegnet, konnten Pizza oder Hamburger kaufen. Aber er wollte eine Bratwurst. Schlussendlich haben wir im Coop ein Brötli und eine Lyoner Wurst gekauft. Er war zufrieden.
Liebe Basler es gibt bei euch eine Marktlücke! Jemand soll doch ein Grill mit Cervelats und Bratwurst eröffnen. Oder essen die Basler keine Würste?
