
Während meines ganzen Lebens hatte ich das unbeschreibliche Glück, nie selbst einen Krieg zu erleben. Ich erinnere mich jedoch an die Geschichte meiner Mutter – vielleicht eine ihrer ersten Kindheitserinnerungen –, wie sie im alten fünfstöckigen Haus am Ende des Zweiten Weltkrieges von ihren Eltern in die tiefste Ecke des Kellers aus dem vierten Stock getragen wurde, während Bombenalarm herrschte. Ich erinnere mich an meine wunderbare Großmutter, die zwei Weltkriege erlebt hatte und zu Hause unglaubliche Vorräte an Lebensmitteln hatte, um für das schlimmste Szenario gewappnet zu sein. Ihr Vater, mein Urgroßvater, kämpfte im Ersten Weltkrieg in Italien. Und mein Großvater, als junger Mann, wurde während des Zweiten Weltkrieges in den totalen Einsatz in eine Munitionsfabrik nach Deutschland geschickt. Er ist an den Folgen des Einsatzes gestorben, sodass ich ihn nie kennenlernen konnte. Diese Ereignisse haben tiefe Narben in der Familie hinterlassen, und man sprach nicht darüber. Ich habe nur zufällig und sehr bruchstückhaft von ihnen erfahren.
Meine Jugend spielte sich während des Kalten Krieges ab, und so kam ich in der Schule in den Genuss einer begrenzten militärischen Erziehung. Im Sportunterricht haben wir nicht den Speer oder die Kugel, sondern eine Gummigranate geworfen. Ich war sehr gut im Granatenwerfen. Was wir nie gelernt haben, ist, was man vor dem Wurf einer echten Granate tun muss. In Erinnerung bei diesen Übungen bleibt mir meine wunderbare Klassenkameradin Amela, die es immer wieder schaffte, die Granate aus der nach hinten gestreckten rechten Hand fallen zu lassen. Wie gesagt, es waren nur Gummiattrappen, und es passierte nichts. Amela wurde dem Sanitätsdienst zugeteilt, schon zu ihrer eigenen Sicherheit. Den Orientierungslauf mit Karte durch den Wald fand ich toll, das Schießen mit der Luftwaffe frustrierend, da ich nicht verstand, wie man zielt und damals so gut wie nichts traf. Heute kann ich es. Die Ausbildung in medizinischer Erstversorgung fand ich langweilig, da sie mich damals überhaupt nicht interessierte, und die von mir angelegten Verbände sahen einfach nur schrecklich aus. Trotzdem weiß ich heute immer noch, wie ich eine Blutung stoppen muss.
Die Zeiten haben sich geändert, und die ganze Welt beginnt nach Jahren der Abrüstung wieder aufzurüsten. In den letzten 18 Monaten war ich in verschiedene Diskussionen dazu eingebunden. Der Hauptgrund dafür war die Einberufung meines Jüngsten und sein Eintritt in den Militärdienst Ende dieses Monats. Wir haben diskutiert, ob es richtig ist, dass nur Männer den Dienst als Pflicht leisten oder ob nicht auch Frauen diesen Dienst leisten sollten. Ich habe viel darüber nachgedacht. Es gibt einige Länder, in denen der Militärdienst für beide Geschlechter Pflicht ist, darunter Dänemark (ab 2026), Norwegen (seit 2015), Schweden (seit 2018), Israel (seit 1949), Nordkorea, China, Osttimor, Myanmar, Eritrea, Tschad, Guinea-Bissau, Mali, Mosambik, Niger und Kap Verde.
Ich bin für Gleichberechtigung und denke, dass es keine partielle Gleichberechtigung geben sollte. Das bedeutet, dass ein Militärdienst für Frauen die logische Konsequenz ist. Logisch ist, dass Frauen eher selten zu Grenadieren zugeteilt werden, aber ich bin überzeugt, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, wo sie ihre Stärken im Militär ausspielen können. Frauen können nicht nur Rechte fordern und sich Pflichten entziehen. Man kann vom Staat nicht nur fordern und selbst keinen Beitrag leisten. Steuern zahlen reicht in meinen Augen nicht. Und wenn jetzt der Einwand kommen sollte, dass es für mich leicht ist, so eine Forderung zu stellen, weil mich das wegen meines Alters nicht betreffen wird, muss ich sagen: falsch. Sofern gewünscht, bin ich bereit, meinen Teil ebenfalls zu leisten. Und natürlich werde ich dies alles tun in der Hoffnung, dass wir es NIE brauchen werden. Einfach vorbereitet sollten wir sein!