Ali und die Mäuse

Ali ist ein Berg von Mann. Gross, muskulös, durchtrainiert. Ali, obwohl sehr höflich, war der Meinung, dass der Mann der Chef ist und die Frau zu gehorchen hat. Mit diesem Motto ist er auch durchs Leben gegangen.

Am Freitag hat Ali den Hauswart angerufen und sich beklagt, dass es in der Garage Ratten gibt und dass der Hauswart sofort kommen soll, um die Tiere loszuwerden. Der Hauswart hat sich sehr gewundert, weil er Ratten in der Gemeinde noch nie gesehen hatte, aber machte, wie gefragt, und ging direkt zu Ali in die Garage. Ali zeigte ihm am Boden Exkremente, und es waren doch einige. Aber sie stammten sicher nicht von Ratten. Dafür waren sie zu klein. Der Hauswart machte sich auf die Suche nach den Schädlingen, und Ali begann sich zu beklagen. Für Ali war der Hauswart schuld, weil er nicht genug darauf schaute, dass sich die Schädlinge in seine Garage ausbreiten konnten. Es war offensichtlich, dass die kleinen Nagetiere sich an den bei den Wänden gelagerten Gegenständen gütlich machten und mit ihren Zähnen Spuren hinterliessen. Der Hauswart hat Ali darauf aufmerksam gemacht, dass es in der Garage verboten ist, jegliche Gegenstände zu lagern. Aus feuerpolizeilichen Gründen, fügte er noch hinzu. Ali hörte aber gar nicht zu und jammerte weiter.

Von einer Ratte oder einer Maus keine Spur. Dann schlug der Hauswart vor, dass Ali den Motorraum seines Autos öffnet. Ali tat, wie ihm befohlen, und es wurde offensichtlich, dass es im Motorraum Leben gibt. Nicht nur, dass der Motor ungewöhnlich schmutzig war und da und dort lose Teile lagen, aber Teile des Motors waren offensichtlich angeknabbert. Ali begann sehr laut zu jammern. Der Hauswart befahl Ali, still zu sein, und beugte sich tiefer zum Motor. In der Stille konnte er ganz leise piepsen hören. Der Hauswart sagte: „Da scheint ein Nest zu sein, hast du mir ein paar Handschuhe?“ Danach ist Ali ausgeflippt und schrie hysterisch. Er fasste mit seinen beiden Händen den Hauswart an den Bizeps, als wäre im Motorraum seines Autos ein Tiger versteckt. Der Hauswart schüttelte Alis Hände von seinem Arm, was gar keine leichte Aufgabe war, und fragte noch einmal nach den Handschuhen. Ali fasste sich zusammen und reichte dem Hauswart ein Paar Handschuhe, die man zum Schweissen benutzen konnte.

„Kleinere Handschuhe hast du nicht?“ fragte der Hauswart Ali.

„Du musst dich schützen, du brauchst grosse Handschuhe, was ist, wenn sie dich beissen?“, erwiderte Ali.

„Dann musst du dir die aber selber holen“, entgegnete der Hauswart. „Mit diesen Handschuhen habe ich keine Chance, sie zu fassen.“

Panik stieg in den ganzen Körper von Ali, und er flehte den Hauswart an, dass er es für ihn tun sollte. Anschliessend holte Ali Reinigungsschuh-Plastikschuhe, und der Hauswart zog sie an.

Es dauerte nicht lange, und er holte aus dem Inneren des Autos ein kleines Nest mit nicht mehr als 3 Zentimeter grossen kleinen Spitzmäusen. Das war für Ali eindeutig zu viel, und er schrie so laut, dass Gehörschaden-Risiko bestand.

Der Hauswart seufzte und trug das Nest ins Freie.

ENDE FÜR HUMANISTEN

Der Hauswart ging bis zu dem nahegelegenen Wald und legte das intakte Nest behutsam unter die spitzen, getrockneten Nagelbaumäste.

ENDE FÜR BRUTALISTEN

Der Hauswart warf das Nest in den nächsten Kompost-Container.

Ali war erschöpft und am Ende seiner Kräfte. Der Motor war beschädigt, und Ali wusste, dass das kostspielig sein konnte. Gleichzeitig wusste er auch, dass er keine Versicherung gegen „Marderschaden“ hatte, sondern aus Spargründen nur eine Haftpflicht- und Teilkaskoversicherung. Ali wollte ein paar Franken auf der Prämie sparen, und schlussendlich steht sein Auto in der Garage. Da sollte doch nichts passieren.

Eine andere Geschichte könnte darüber geschrieben werden, wie Ali seinen heroischen Kampf in Alleingang gegen gefährliche Ratten, die so dick wie sein Oberschenkel waren, in seiner Garage ausgetragen hatte. Aber eben, das ist eine andere Geschichte.

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