Ihre Tasche ist offen

Ich reise viel und um leere Hände zu haben, stecke ich meine Sachen in Rucksäcke. Mein Favorit ist zurzeit mein orangefarbener Burkely-Rucksack, den ich spontan auf dem Weg zum Bahnhof bei einer geschäftlichen Besprechung in Düsseldorf gekauft habe. Die damals leuchtend orangene Farbe im Schaufenster hob sich so deutlich von all den grauen, schwarzen und dunklen Taschen ab, dass ich nicht widerstehen konnte. Dazu kam, dass auf dem Preisschild die Preise für mehrere Länder in den jeweiligen Währungen aufgedruckt waren. Der Preis für Deutschland war um ein Drittel niedriger als der Preis in der Schweiz.

Damals lag die Zoll- und Mehrwertsteuerfreibetragsgrenze bei 300 CHF. So konnte man sich die deutsche Umsatzsteuer zurückerstatten lassen und musste die schweizerische MWST nicht zahlen. Das machte den Preis des Rucksacks einfach unschlagbar. Ich konnte nicht widerstehen, kaufte ihn und habe es nie bereut. Sogar eine „Regenjacke“ oder besser gesagt ein Regensäckli habe ich dazu bekommen, weil der Rucksack aus Leder ist und so besser vor Regen geschützt werden kann.

Heute war ich nach Basel unterwegs. Als ich in Zürich aus dem Zug steigen und meinen Anschluss nach Basel nehmen wollte, sagte die Frau hinter mir: „Ihr Rucksack ist offen, darf ich ihn schliessen?“ Ich drehte mich um, sah eine vertrauenswürdige, nette Frau und stimmte zu.

Das passiert mir immer wieder, dass jemand mich auf meinen offenen Rucksack aufmerksam macht. Der Grund ist einfach: Ich habe auch einen schwarzen Rucksack, bei dem der Reissverschluss kaputt ist. Aber der Rucksack ist sehr praktisch, und wenn ich nichts Wertvolles dabeihabe, nehme ich ihn trotzdem mit. Solche Kommentare bekomme ich dann regelmässig auf dem Weg.

Nur einmal wurde etwas aus meinem offenen Rucksack gestohlen. Ich war auf einem Tagesausflug in Gibraltar, fuhr mit der Seilbahn auf den „Rock of Gibraltar“ und lief den Berg hinunter. Der Berg ist voller Affen, die mehr als frech sind und überall auftauchen. In meinem schwarzen Rucksack befanden sich eine Wasserflasche und ein leerer Plastiksack, in dem ursprünglich Sandwiches waren. Als ich lief, spürte ich plötzlich ein Gewicht auf meinen Schultern. Einer der Affen sprang mir von hinten auf den Kopf, zog den leeren Plastiksack aus meinem Rucksack und verschwand blitzschnell damit. Ich war erschrocken und nehme an, der Affe war später sehr enttäuscht.

Abgesehen von diesem einzigen „Raubüberfall“ hatte ich es ansonsten mit einer gütigen Welt zu tun.

Einmal gab es noch eine Situation, bei der ich auf der Rolltreppe in der U-Bahn stand. Jemand hinter mir drängte sich unangenehm nah an mich. Ich drehte mich um und verstand, dass es sich nicht um sexuelle Belästigung handelte, sondern um einen versuchten Diebstahl, den ich rechtzeitig verhindern konnte. Seitdem laufe ich immer auf der Rolltreppe.

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