
Dita hat einen neuen Job und damit auch einen neuen Chef. Obwohl sie jetzt mehr verdient, einen kürzeren Arbeitsweg hat und ihr Team ganz in Ordnung ist, ist sie trotzdem nicht ganz glücklich in ihrer neuen Position. Das hat mich neugierig gemacht, also habe ich nachgefragt, woran es liegen könnte.
Dita erzählte mir, dass zu Beginn alles wirklich super war. Ihr neuer Chef war sehr nett und freundlich – etwas, das sie in dieser Form bisher nicht kannte. Ihr vorheriger Chef hingegen war eher streng und fordernd, aber gleichzeitig sehr gerecht. Er stand hinter ihr, auch wenn sie mal Fehler machte.
Mit der Zeit bemerkte Dita jedoch einige problematische Muster. Viele der speziellen Aufgaben, die sie erledigte, blieben bei ihrem neuen Chef liegen und kamen nie zurück. Zudem stellten sich ihre Teamkollegen oft bereit, Aufgaben zu übernehmen, zogen dies jedoch selten konsequent durch. Der Chef hakte selten nach und ließ Dinge schleifen.
Dita übernahm immer mehr Aufgaben, da sie es aus ihrem vorherigen Job gewohnt war, dass jeder anpackte, wenn es nötig war. Dort hatte ihr Chef am Ende des Jahres die Leistung des gesamten Teams fair bewertet und Boni entsprechend verteilt. Bei ihrem neuen Chef hatte sie jedoch den Eindruck, dass diejenigen, die ihre Leistungen lautstark präsentierten, mehr Anerkennung bekamen als diejenigen, die tatsächlich viel leisteten, ihre Arbeit aber nicht groß zur Schau stellten.
Da Dita nicht zu den Menschen gehörte, die ihre Verdienste in den Vordergrund stellten, hatte sie das Gefühl, dass ihr Chef gar nicht wusste, was sie alles leistete – und es auch nicht wirklich schätzte. Zwar wurde sie in Gesprächen gelobt, doch der Chef hinterfragte nie kritisch, was sie tat. Für Dita war das ein Zeichen dafür, dass ihm ihre Weiterentwicklung nicht wichtig war.
Nach einem Jahr fühlte sie sich zunehmend demotiviert und begann, ihre Entscheidung für den Job zu bereuen.
Eines Tages traf sie bei einer Wanderung ihren ehemaligen, strengen Chef. Er erzählte ihr, dass er eine Position zu besetzen hatte. Dita fragte sofort, ob sie für die Stelle infrage käme. Nach kurzem Überlegen sagte er, dass er es ihr zutraut – allerdings nur, wenn sie sich anstrengt und eine Zusatzausbildung absolviert. Dita musste nicht lange überlegen und sagte zu.
Heute hat Dita wieder einen strengen und fordernden Chef, verdient genauso viel wie vorher, hat einen längeren Arbeitsweg, fühlt sich aber endlich wertgeschätzt und gefordert. Sie ist zufrieden und motiviert.
Die Erkenntnis: Mit Nettigkeit allein ist es nicht getan. Ein guter Chef muss fair sein, klare Strukturen schaffen und die Leistung seiner Mitarbeitenden nicht nur wahrnehmen, sondern auch anerkennen. Nur so kann ein Team wachsen und motiviert bleiben.