Meine wunderbaren, studierenden Kinder hatten sich für mich ein Geburtstaggeschenk ausgedacht. Eine Reise zu Dritt mit unbekanntem Ziel. Gewählt hatten sie Barcelona.
Warum Barcelona? Zum einem es ist eine fantastische, pulsierende Stadt mit unendlich viel zu sehen und zu erleben. Es ist im April lebensfroh und sehr viel wärmer als in der Schweiz. Und zum Dritten, als wir vor 16 Jahren in Rosas die Frühlingsferien verbrachten, hatte die Ältere wie schon so oft Mittelohrentzündung gehabt und der Tagesausflug nach Barcelona hatte ohne uns zwei stattgefunden.
Das Budget meiner beiden Töchter ist schmal, was bei Studentinnen mit Nebenjobs verständlich ist. Das bedeutet, dass man die Flüge nimmt, die sonst keiner will, wie der Abflug am 7 Uhr morgens und die Unterkunft ist studentischen Verhältnissen angepasst. Wir wohnten bei einer Familie in einem der wunderschönen, zentral gelegenen Häuser von Anfang des letzten Jahrhunderts. Der historische Lift, der kaum der EU Norm entsprach, die 3.60m hohen Räume mit wunderschönen Stuckaturen an der Decke, der unerwartete riesige Balkon zum Innenhof und die unzählige Erinnerungsstücke und wunderschönen Fotos waren so speziell, dass sie kaum ein Hotel überbieten hätte können. Die Eigentümer, ein Geschwisterpaar von heute etwa 70 Plus Jahren, hatten in ihrer Jugend erfolgreich als Models gearbeitet. Die alten Fotos zeigten zwei hübsche fotogene junge Leute. Es waren sehr gute Fotos. Der grösste Nachteil dieser Wohnung war der Lärm. Wenn man schon zentral wohnt, gehört der Verkehr dazu. Und bei uns gab es unter dem Fenster noch die Sammelcontainer für Glas, Abfall, Kartons. Am ersten Abend war ich hundemüde kurz vor dem Einschlafen. Aber der abrupte Lärm von aussen riss mich immer wieder aus dem Versenken in Schlaf. Ich bat meine jüngere Tochter, die ihr Bett neben dem Fenster hatte, das Fenster zu schliessen. Aber es war schon seit langem geschlossen. Im eigenen Bett hatte man das Gefühl auf dem Trottoir neben der Strasse und dem Glascontainer zu liegen. Hupen, bremsen, beschleunigen, Glasentsorgen, alles vermischte sich die ganze Nacht bis in die frühen Morgenstunden zu einer bizarren Geräuschkulisse. Irgendwann schläft mal trotzdem ein.
Nach dem Weekend mit nur sehr wenigen Stunden Schlaf und extrem frühen Aufstehen wegen dem frühen Rückflug, kam ich völlig k.o. nach Hause. Aber geblieben ist ein fantastisches Bildermosaik mit der Sagrada Familia, volle Strände mit lachenden und badenden Leuten, frischem Wind durch die pittoreske Gassen, wie wir im Strassenrestaurant essen und lachen, Gaudí und all seine architektonische Wunderwerke, unvergessliche glückliche Stunden, Erlebtes, das im Herzen bleibt, Dankbarkeit für alles. Und Schlaf lässt sich Gott sei Dank nachholen.