Mein Sohn ist 5. Das ist ein tolles Alter und er ist ein toller, sportlicher und begabter Junge. Er hat einen guten Freund namens Felix. Felix ist 1.5 Jahre älter als mein Sohn, nämlich 7. Felix hatte Geburtstag und wollte seinen Geburtstag im Kino feiern und lud meinen Sohn auch ein. Das war ein Problem, weil der Film erst für Kinder ab 6 Jahren zugelassen war.
Mein Sohn ist gross, sieht älter aus und ist erzogen worden, immer die Wahrheit zu sagen. Lügen werden nicht geduldet. Aber genau das wurde hier zum Problem. Als wir nämlich den Geburtstag seiner Schwester feiern wollten, planten wir den Film Rapunzel im Kino anzusehen. Die Billette kaufte ich wie üblich an der Kasse und die Verkäuferin fragte mich pflichtbewusst, wie alt die Kinder denn seien. Ich sagte wahrheitsgetreu 5 und sie verweigerte mir den Verkauf der Eintrittskarten. 3 Monate später haben wir die DVD „Rapunzel neu verföhnt“ gekauft und haben den Film alle zusammen zu Hause angeschaut.
Nun möchte aber mein Kleiner mit Felix und den anderen Kindern ins Kino. Ich kann ihm kaum seine Teilnahme wegen einer Altersbegrenzung ausreden. Was ist aber, wenn der Türsteher fragt, wie alt er sei? Was ist, wenn er alle Kinder rein lässt und ihn nicht? Das würde ihn sehr kränken. Ich kämpfe mit mir selbst. Ich lege Wert auf Wahrheit und Ehrlichkeit, aber in diesem Fall macht es für mich wenig Sinn, schliesslich wird er dieses Jahr 6. Ich habe ihm dann gesagt, dass er, wenn er gefragt wird, lügen soll und sagen muss, dass er 6 ist. Mit dem Kino hat es geklappt. Ich fand es aber überhaupt nicht gut!
Am Wochenende darauf fuhren wir mit dem Grossvater mit dem Zug nach Liestal. Da er noch nicht 6 war, musste er kein Billet lösen. Die Schaffnerin kam, hatte ihn angeschaut, gefragt wie alt er sei und er sagte 5 (paar Sekunden habe ich gezittert, dass mich jetzt die Kinolüge einholen würde und er 6 sage). Sie bedankte sich und ist weiter gegangen.
2 Tage später war der Grossvater mit meinem Jungen und mit unserem neuen Au-pair, die an dem Tag angefangen hatte zu arbeiten, wieder mit dem Zug unterwegs. Mein Vater spricht die Landesprache nicht und das Au-pair ist sprachlich nicht viel besser. Der Schaffner kam und fragte meinen Sohn wie alt er sei. Er antwortete 5 und der Schaffner glaubte es ihm nicht. Er verlangte einen Ausweis. Mein Sohn hat zwar einen Ausweis, aber der ist in meinem Portemonnaie. Den Ausweis habe ich ihnen natürlich nicht mitgegeben. Das Au-pair hatte aber den frisch unterzeichneten Arbeitsvertrag mit Beilage dabei, in dem alle wichtigen Telefonnummern, Adressen und Details über meinen Sohn standen. Und dort stand sein Geburtsjahr: 2009. Ein Tippfehler! Anstelle 2006 halt 2009. Der Kondukteur hat zu Recht gedacht, der Junge kann unmöglich 3 Jahre alt sein und verpasste ihnen eine Busse von 200 wegen Alterstäuschung.
Es stimmt zwar, dass ich schliesslich nur 5 Franken zahlen musste, da ich beweisen konnte, dass er wirklich 5 war. Ich befürchte jedoch, dass es nicht die letzte Geschichte gewesen, bei der wir mit der Altersgrenze kämpfen müssen. Jetzt will er nämlich mit Felix in den gleichen Hockeyclub, aber dieser lässt die Jungs erst ab 7 zu.