Meine Stimme klingt genau wie die meiner Mutter. Als ich jung war, war es ganz lustig: Kaum nahm ich zu Hause das Telefon ab und meldete mich mit meinem Nachnamen, legte irgendeine Kollegin meiner Mutter gerade los zu erzählen. So erfährt man noch interessante Sachen! Später aber wendete sich das Blatt, und das Gleiche passierte umgekehrt: Meine Kollegen riefen an, meine Mutter nahm das Telefon ab und sie begannen sofort die Details der letzen Party zu erzählen. Im Zeitalter der Mobiltelefone hat sich dieses Problem von selbst erledigt. Weder meine Mutter noch ich haben einen Festnetzanschluss. Wir beide haben sehr tiefe Altstimmen. Es passiert mir oft, dass ich als „Herr Merz“ begrüsst werde, wenn ich irgendwo anrufe. Sehr oft selbst dann, wenn ich mich als „Frau Merz“ vorstelle. Dann überlege ich, ob ich die Leute korrigieren sollte. Wenn ich es tue, kommen meist unendlich lange und peinlich berührte Entschuldigungen. Dann sage ich: „Hören Sie, am Telefon ist es doch egal. Wenn ich vor Ihnen stehe und Sie sprechen mich immer noch mit „Herr Merz“ an, DANN würde ich mich leicht unwohl fühlen.”
Mein Vorname ist nicht gerade unglaublich originell, aber eben auch nicht leicht zu Verwechseln. So könnte man zumindest meinen. Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund gibt es aber Leute, die mich immer wieder „Manuela“ nennen. Hauptsache ELA! Diese Verwechslung passiert aber eigentlich nur deutschsprachigen. Ein Engländer hat meinen Namen noch nie verwechselt. Am komischsten wirkt es, wenn ich jemandem ein E-Mail schreibe. Dort steht Schwarz auf Weiss Michaela Merz, Gruss Michaela. Die Antwort, die dann mit „Liebe Manuela“ beginnt, bringt mich immer zum Nachdenken. Wie entsteht so ein Fehler eigentlich?! Egal, ich bin in dieser Hinsicht nicht besonders heikel oder nachtragend. Man kann mich gerne auch „Irene“, „Marie“ oder „Eugenia“ nennen. Für mich hat ein Name zu wenig Identifikationskraft, und deshalb kann mich die Verwechslung auch nicht wirklich verletzten.
Die beste Geschichte einer Verwechslung passierte mir, als ich mit AISEC (Organisation der Ökonomie-Studenten) in Norwegen unterwegs war. 6 volle Busse von Studenten, die sich nicht kannten, kamen in der Nähe von Oslo an einer Jugendherberge an. Unsere Namen wurden vorgelesen und uns wurde ein Zimmer zugeteilt. Ich hörte die Nummer und bezog das entsprechende Zimmer. Dort gab es zwei Stockbetten und ich war die Erste. Ich wählte das obere Bett, legte meine Sachen auf das Bett und ging zum Nachtessen. Irgendwann später, mitten in der Nacht, kam ich zurück von der anschliessenden Party. Es war dunkel, ich legte mich ins Bett und schlief sofort ein. Am Morgen wachte ich auf, und stellte fest, dass ich das Zimmer mit drei männlichen Studenten teilte. Ich erklärte ihnen, dass ich von gemischter Zimmerbelegung nichts halte und beschlagnahmte das Badezimmer. Wie sich später herausstellen sollte, handelte es sich bei der Zimmerbelegung um einen Irrtum: Die Norweger halten „Michaela“ für einen Jungennamen. Aber Dank dieser Verwechslung habe ich heute zwei gute männliche Kollegen: Einen in Italien und einen in den USA.
Es lebe die Verwechslung!