Bryan Adams – Freudenkessel am Live at Sunset

Bryan könnte ein Schweizer sein. Sein Konzert begann nämlich pünktlich wie eine Schweizer Uhr. Das kommt bei den Weltstars sehr selten vor. Ich bin es gewöhnt auf die Weltgrössen der Popmusik zu warten. Eine halbe Stunde ist normal, eine Stunde nichts Ungewöhnliches. Toll finde ich es nicht, eher grenzenlos arrogant, aber was bringt es schon sich über Sachen zu ärgern, die man nicht ändern kann!

Dolder war ausverkauft, schon der erste Song hatte fast alle innerhalb von Sekunden aus dem Sessel katapultiert. Es wurde mitgesungen, mitgetanzt und kräftig mitgeklatscht.

Die eine Hälfte der Zuschauer, die mit dem ersten Song aufgestanden ist, hat sich gar nicht gesetzt und das ganze Konzert im Stehen mitgemacht. Die zweite hintere Hälfte der Zuschauer, dort wo ich gesessen bin, ist immer wieder aufgesprungen, aber wieder abgesessen. Im letzten Drittel des Konzertes hatte es aber kein einziger Zuschauer mehr auf seinem Sitz ausgehalten. Alle standen, klatschten, tanzten und sangen mit. Bryan schaffte es innerhalb von kurzer Zeit aus einer reservierten Menge von Schweizern mittleren Alters eine tobende, bebende und singende Gruppe von begeisterten Feiernden zu machen. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass es dazu keine speziellen Bühneneffekte, keine Tänzer und halbnackten Frauen braucht, um ein Publikum zum Kochen zu bringen. Gute Musik reicht. Und Bryan macht gute Musik!

Das Publikum schien nur aus sehr eingefleischten Fans zu bestehen. Wie man das erkennt? Das Publikum sang jeden Song mit und kannte die Texte. Ich habe mich zwischen ihnen (auch ohne Kenntnis der Texte) pudelwohl gefühlt. Eingelullt in die warme sommerliche Zürcher Dämmerung, in das Gefühl der umfassenden Zugehörigkeit, in Musik, ist der Abend wie in Flug ohne jede Pause zu Ende gegangen.

Es hat zwei spezielle Höhepunkte gegeben, einmal als Bryan Adams sagte, dass er jemanden auf die Bühne holen will, der mit ihm einen Song im Duett singt. Zwei Bedingungen hat er gestellt: den Text zu kennen, was wahrscheinlich für alle Teilnehmer ausser mir ein Kinderspiel war und zweitens wollte er grenzlosen Enthusiasmus. Gewählt hat er Sonja aus Lachen. Sie erfüllte seine zwei Bedingungen absolut. Das einzige was sie nicht wirklich konnte, war singen. Seien wir aber ehrlich, das hatte nicht gestört weder Bryan Adams noch das Publikum. Ihre grenzenlose Begeisterung hat alles wettgemacht.

Der zweite Höhepunkt war die Ankündigung von Bryan Adams, dass er das nachfolgende Lied immer im Duett vorträgt und dass er das auch heute Abend vorhat. So wie er es mit Tina Turner gemacht hat. Und seine Ankündigung war so suggestiv, dass wir alle dachten, jetzt kommt da die grosse Dame, die nur paar Kilometer von dieser Bühne entfernt wohnt. Aber sie ist nicht gekommen. Schade!! Aber das Duett mit seinem Gitarristen war auch toll.

Ja, der Bryan Adams, der kann das, was er macht, sehr gut. Und ein Schweizer könnte er auch sein. So pünktlich wie er angefangen hat, so pünktlich hat er aufgehört. Ohne ein einziges Lied der Zugabe trotz tobendem Applaus. Ja, wie ich schon sagte, ein bescheidener Mensch beginnt und endet pünktlich, hält sich an Abmachungen und dazwischen erbringt er Spitzenleistung!! Er könnte wirklich ein Schweizer sein!

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